Sandra deckt auf!
Ach, Wahlkampfzeit. Diese wundervolle Saison, in der Politiker plötzlich anfangen, wie übermotivierte Staubsaugervertreter aufzutreten. Da stehen sie also wieder, die kommunalen Dauer-Stadträte, die seit Jahrhunderten im Rathaus thronen – vermutlich findet man unter ihrem Schreibtisch bereits Fossilien ihrer eigenen Versprechen – und verkünden feierlich:
„Wenn ihr mich jetzt wählt, dann mache ich alles besser!“
Klar. Und wenn ich mir neue Laufschuhe kaufe, werde ich auch automatisch Marathonläufer.
Dann diese „Bürgerdialoge“. Ein herrlicher Begriff! Man lädt die Bevölkerung ein, bekommt aber am Ende die immer gleichen zwölf Gesichter zu sehen: drei treue Parteisoldaten, zwei ausgeschlafene Praktikanten und den Hausmeister, der eigentlich nur da ist, weil der Beamer wieder spinnt. Aber auf dem Plakat steht: Bürgernähe – und Papier ist ja geduldig.
Im Hintergrund läuft währenddessen ein transatlantisches Meisterwerk politischer Kreativität. Trump, zurück im Oval Office, demonstriert, wie man Deals macht, wenn man denkt, man sei auf einem Basar und Europa ein leicht verwirrter Tourist.
Er nimmt also großzügig die hohen Zölle auf europäische Waren zurück – aber natürlich nur, wenn wir im Gegenzug sein Frackinggas abnehmen.
Ein klassisches amerikanisches Kombinationsangebot:
„Zollrabatt nur in Verbindung mit Energiezwangsbundel. Ohne Gas keine guten Exportzahlen – Deal?“
Seitdem schippern noch mehr LNG-Tanker aus den USA herüber, als sei die Nordsee der neue Parkplatz von Texas Oil & Grill. Und weil wir das ganze Gas gar nicht loswerden, bauen wir eben Gaskraftwerke. Nicht aus Notwendigkeit – sondern aus diplomatischer Verbeugung:
Man will ja nicht riskieren, dass der amerikanische Präsident uns mit einem „Very bad! Very unfair!“ in einer Pressekonferenz erschlägt.
Parallel dazu meldet sich die Jugendorganisation einer christlichen Partei mit dem zarten Wunsch, doch bitte an die Renten zu gehen dort zu sparen.
Schließlich sind 40 Jahre Arbeit ja keine Leistung, die man überbewerten sollte.
Dabei fließen gleichzeitig Milliarden in die Bundeswehr und Milliarden in internationale Hilfen wie auch in die Ukraine (11 Milliarden).
Was ja alles irgendwie sinnvoll sein mag – nur wirkt es eben etwas…
Nun ja… Zart schizophren, wenn man Rentnern gleichzeitig erklärt, dass im Haushalt leider „gerade nichts mehr drin ist“.
Natürlich gibt es in diesem Land Menschen, die Unterstützung brauchen, solche, die sie bekommen, und solche, die das System eher als Dauerurlaub betrachten. Darüber reden wir aber nicht gern, denn das führt blitzschnell zu Stammtischhitze und Schlagzeilen wie:
„Deutschland diskutiert – und keiner weiß mehr, worüber.“
Am Ende bleibt:
Politiker wollen Stimmen, die christliche Jugendorganisation will Geld, die Senioren wollen Rente, die Industrie will Exporterfolge und die Bürger wollen einfach Ehrlichkeit.
Also das, was im politischen Alltagsbetrieb ungefähr so selten ist wie ein funktionierender Bahnfahrplan.
Aber gut – ein bisschen Drama, ein bisschen Empörung, ein paar „historische Deals“ und ein paar Rabattschlachten im globalen Maßstab…
So bleibt die Republik wenigstens unterhaltsam.
Sandra Grätsch
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