Wer bezahlt den Aufrüstungswahn? #Bundeswehr #Sicherheit #Deutschland


 



Gedanken über die Bundeswehr und unser Land 

Ich bin erschüttert, wie leichtfertig in Deutschland die Erhöhung der Truppenstärke hingenommen wird. Viele scheinen zu glauben, mehr Soldaten bedeuteten automatisch mehr Sicherheit. Dabei wird übersehen, dass mit jedem einzelnen Soldaten nicht nur ein Gehalt anfällt, sondern auch Kosten für Unterkünfte, Kasernen, Verwaltung, Fahrzeuge, Waffen und Uniformen. Schon jetzt fehlt es an Unterbringungsmöglichkeiten, und trotzdem soll die Bundeswehr von derzeit rund 183.000 Soldatinnen und Soldaten auf über 200.000 anwachsen – langfristig sogar auf 260.000.

Die Kosten für Personal und Pensionen

Ein Soldat verdient in Deutschland je nach Dienstgrad zwischen rund 2.700 Euro brutto im Monat beim Einstieg und über 7.000 Euro für Offiziere. Hinzu kommen Zulagen und Familienzuschläge. Am Ende steht die Pension, die bis zu 71,75 Prozent der letzten Dienstbezüge erreichen kann. Das bedeutet: Jeder neue Soldat ist nicht nur heute teuer, sondern bleibt es für Jahrzehnte – bis in den Ruhestand.

Der Anteil am Bundeshaushalt wächst

Im Bundeshaushalt 2025 sind bereits über 62 Milliarden Euro für Verteidigung eingeplant. Rechnet man das sogenannte Sondervermögen hinzu, steigt die Summe auf rund 86,5 Milliarden Euro. Damit verschlingt die Bundeswehr mehr als ein Viertel aller Bundesausgaben. Und die Richtung ist klar: Deutschland will dauerhaft mindestens zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts ins Militär stecken. Schon jetzt sind es etwa 2,4 Prozent – in den nächsten Jahren könnten es bis zu 3,5 Prozent werden.

Das bedeutet für uns Bürger: weniger Spielraum für Bildung, Gesundheit, Pflege, Infrastruktur und soziale Leistungen. Was für die Konzerne ein Milliardengeschäft ist, bezahlen wir mit unseren Steuern und mit Kürzungen an anderer Stelle.

Mehr Waffen = mehr Sicherheit?

Doch was bedeutet Aufrüstung wirklich für unsere Sicherheit? Mehr Panzer, Raketen oder Drohnen schaffen nicht automatisch Schutz. Sie schaffen auch Misstrauen, provozieren andere Länder, ebenfalls aufzurüsten, und führen in ein gefährliches Wettrüsten. Echte Sicherheit entsteht auch durch Diplomatie, wirtschaftliche Stabilität, sozialen Zusammenhalt und Vertrauen zwischen Staaten.

Ein Blick in die Geschichte zeigt, wohin ein ungebremstes Wettrüsten führen kann. Auch damals begann es mit „Notwendigkeiten“ und „Verteidigungsfähigkeit“ – und endete in der Katastrophe. Natürlich leben wir heute in einer Demokratie, eingebunden in NATO und EU. Doch die Frage bleibt: Wo ist die Grenze? Wie viel Militarisierung verträgt eine Gesellschaft?

Soll Deutschland eine militärische Führungsrolle übernehmen?

Immer häufiger heißt es, Deutschland müsse als größte Wirtschaftsmacht Europas auch militärische Verantwortung tragen. Aber wollen wir das wirklich? Wollen wir, dass Deutschland nicht nur wirtschaftlich, sondern auch militärisch zur Führungsmacht wird? Wollen wir ein Land, das seine Rolle über Panzer und Waffenexporte definiert – statt über Diplomatie, Ausgleich und friedliche Lösungen?

Eine militärische Führungsrolle würde Deutschland tiefgreifend verändern – nach außen und nach innen. Denn je mehr Geld in Waffen fließt, desto weniger bleibt für das, was unser Land wirklich stark macht: soziale Sicherheit, Bildung, Gesundheit, kulturelle Vielfalt und wirtschaftliche Stabilität.

Die entscheidende Frage

Aufrüstung bringt nicht automatisch Sicherheit. Sie bringt steigende Kosten, neue Abhängigkeiten und die Gefahr, dass Deutschland eine Rolle einnimmt, die wir historisch und moralisch längst hinter uns lassen wollten.

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Soll Deutschland im 21. Jahrhundert ein militärischer Führungsstaat werden – oder ein Vorreiter für Frieden, Diplomatie und sozialen Fortschritt?


Die Bundeswehr in Zahlen

  • Aktuelle Stärke: ca. 183.000 Soldatinnen und Soldaten
  • Geplante Stärke: über 200.000 (langfristig 260.000)
  • Gehalt: 2.700 € brutto (Einstieg) bis über 7.000 € (Offizier)
  • Verteidigungshaushalt 2025: 62,4 Milliarden Euro
  • Zusätzliches Sondervermögen: 24,06 Milliarden Euro
  • Gesamtausgaben 2025: ca. 86,5 Milliarden Euro
  • Anteil am Bundeshaushalt: rund 26,6 %
  • Anteil am BIP: ca. 2,4 % (bis 3,5 % geplant)

Es entsteht ein gefährlicher Trend: Sicherheit wird ausschließlich militärisch definiert, während die soziale Sicherheit schleichend ausgehöhlt wird. Doch eine Gesellschaft, die Milliarden in Panzer steckt, während sie bei Schulen, Pflegeheimen oder Renten spart, stellt ihre Prioritäten auf den Kopf.

Am Ende bleibt die bittere Erkenntnis: Wir alle bezahlen den Aufrüstungswahn. Nicht nur heute mit unseren Steuern, sondern auch morgen mit einer schwächeren sozialen Infrastruktur. Während die Profiteure längst feststehen, bleibt der Großteil der Bevölkerung der stille Verlierer dieser Entwicklung.

Gewinner dieser Entwicklung: Wer verdient wirklich?

  • Profiteure des Rüstungsbooms sind vielfältig:

    • Europäische Konzerne wie BAE Systems, Leonardo SpA und Airbus gehören zu den Top‑Gewinnern durch gestiegene Verteidigungsbudgets (EU-Rüstungsausgaben stiegen 2024 um 30 % ggü. 2021, auf 362 Mrd. €) 

    • Rheinmetall, Leonardo, Thales, Hensoldt und weitere Firmen profitieren auch durch Investitionen in Munition, Drohnen, KI, Satellitentechnik, Cyber-Sicherheit 

    • Auch US-Konzerne kassieren mit – Europa importiert High-Tech-Systeme, etwa Luftabwehrsysteme, Panzerabwehrwaffen, Drohnenlösungen

Anstoß zur Reflexion: Amerika, Trump & der globale Kontext

  • Der Gedanke: Profitieren die USA – etwa unter Trump – besonders vom europäischen Aufrüsten? Das ist nur teilweise haltbar:

    • Es fließen erhebliche Mittel an europäische Rüstungskonzerne – wie oben erwähnt.

    • Gleichzeitig sichert die transatlantische Verflechtung der Verteidigung (NATO, Technologie, Lieferketten) auch Bestandteile der US-Industrie. Doch der unmittelbare wirtschaftliche Gewinner sind eher die europäischen Anbieter, ergänzt durch globale (z. B. amerikanische und israelische) Akteure Wikipediaenvestor.de+1.

    • Die Betonung des „Amerika der Orangen Trump“ als eigentlichen Profiteur ist somit insofern zu relativieren, als dass die europäischen Firmen klar im Zentrum der Aufträge und Profite stehen.

Sandra Grätsch

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