Urbane Produktion in der Innenstadt – Chance oder Trugschluss? #schweinf...






>Schweinfurt. – Was passiert, wenn man das Herz einer Stadt nicht nur mit Handel und Gastronomie, sondern auch mit Produktion belebt? Diese Frage stand im Mittelpunkt eines Vortrags an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS). Unsere Redakteurin Sandra Grätsch war vor Ort und kehrt mit vielen kritischen Fragen zurück. Die Idee hinter der Initiative „SchweinfurtFABulous“ ist es, dem Leerstand in der Innenstadt entgegenzuwirken, indem brachliegende Flächen wiederbelebt werden. Dabei geht es um die Ansiedlung von Kleinproduzenten wie einer Schreinerei für Kleinmöbel oder eines Brillenmachers, die maßgeschneiderte Produkte anfertigen. Doch sind solche Werkstätten wirklich die Lösung? Auf den ersten Blick scheint die Vorstellung einer Schreinerei oder anderer Werkstätten in der Innenstadt im Widerspruch zur Vision einer verkehrsberuhigten, menschenfreundlichen Stadt zu stehen. Wer will schon Lieferverkehr, Lärm und Emissionen, wo er eigentlich Entspannung und Unterhaltung sucht? Eine Werkstatt, die abends schließt, bringt womöglich nicht das erhoffte Leben in die Innenstadt. Auch die wirtschaftliche Machbarkeit ist fraglich. Kann ein Start-up die hohen Mieten in zentraler Lage stemmen, wenn ein Schuster bereits Probleme hat, die Auflagen zu erfüllen? Selbst mit staatlichen Zuschüssen stellt eine Monatsmiete von 5.000 Euro eine enorme Hürde dar. Und kann ein speziell angefertigter Schrank oder eine Brille preislich mit den großen Massenproduzenten konkurrieren, ohne dass das Start-up bald Konkurs anmelden muss? Doch Befürworter urbaner Produktion sehen eine Chance. Sie betonen, dass moderne Fertigungsverfahren, wie der 3D-Druck, leiser, sauberer und platzsparender sind. Der Fokus liegt nicht auf Massenware, sondern auf Handwerkskunst, Authentizität und Nachhaltigkeit. Diese Betriebe sprechen eine wachsende Gruppe von Konsumenten an, die bewussten Konsum und regionale Wertschöpfung schätzen. Es geht nicht um den globalen Preiswettbewerb, sondern um einen Wertewettbewerb. Auch die Sorgen um den Lieferverkehr können durch innovative Logistikkonzepte gemildert werden. Anstatt großer Lkws sollen Waren an Mikro-Depots am Stadtrand gebündelt und anschließend mit emissionsfreien Lastenrädern an die Kunden geliefert werden. Diese Konzepte ermöglichen eine geräuscharme und emissionsfreie Zustellung, die Staus und Parkprobleme umgeht. Die Initiative „SchweinfurtFABulous“ ist daher ein mutiger Schritt. Sie zeigt, dass urbane Produktion in ihrer modernen Form nicht im Widerspruch zu einer lebenswerten, menschenfreundlichen Stadt stehen muss, sondern sie sogar bereichern kann. Der Erfolg wird jedoch davon abhängen, ob es gelingt, die Herausforderungen durch kluge Planung, aktive Förderung und transparente Kommunikation zu meistern und ein Gleichgewicht zwischen Produktion, Handel und Lebensqualität zu schaffen.

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