Manchmal klopft sie an die Tür, diese leise, unbequeme Frage: "Was bleibt von mir?" Sie schleicht sich heran wie eine Katze in der Nacht, lautlos, aber unübersehbar. Als Kind hatte ich einen Traum – oder besser gesagt, einen Alptraum – in dem ich einfach verschwand. Puff. Weg. Kein Echo, kein Schatten, keine Erinnerung. Ein leeres Nichts, das sich überall ausbreitete, wo ich einst gewesen war. Der Gedanke trieb mich damals um und ängstigt mich noch heute.
Wir alle wollen etwas hinterlassen, oder? Eine Spur, die mehr ist als ein verwitterter Eintrag im Telefonbuch oder eine kryptische Erwähnung in den Familienanekdoten. Doch die Welt scheint überraschend effizient darin zu sein, unsere Bemühungen zu entsorgen. Als meine Schwiegermutter starb, wurden ihre Schätze – alte Briefe, Porzellanfiguren, ein absurd großes Sammelsurium von Servietten – ohne viel Federlesen auf den Sperrmüll geworfen. Jahrzehnte der Sorgfalt und Hingabe, einfach zermahlen von den Zahnrädern der Zeit.
Da liegt sie nun, die traurige Wahrheit: Wir können nicht kontrollieren, was bleibt. Und genau das macht uns Menschen wohl aus – diese absurde Hoffnung, dass es trotzdem klappt. Wir schreiben, malen, bauen, posten, schreien unsere Gedanken in die digitale Leere, in der Hoffnung, dass irgendwann jemand stehenbleibt und sagt: "Das war gut."
Doch manchmal habe ich das Gefühl, dass die Welt einen ziemlich selektiven Geschmack hat. Egal, wie sehr man sich anstrengt – es reicht nie so ganz. Es bleibt ein bisschen so, als wäre man auf einer Party und hätte den falschen Witz gemacht. Es lacht keiner, und man fragt sich, ob es vielleicht besser gewesen wäre, still in der Ecke zu bleiben.
Trotzdem: Vielleicht ist es nicht nur die große Hinterlassenschaft, die zählt. Vielleicht reicht es, wenn man in einem kurzen Moment jemandem ein Lächeln schenkt. Wenn ein Gedanke, ein Blick, ein Satz irgendwo Wurzeln schlägt. Die Welt mag unsere Mühe manchmal ignorieren, aber wer weiß? Vielleicht gibt es irgendwo da draußen einen, der eine Serviette mit deinem Namen drauf findet und denkt: "Das war besonders."
Also, wir müssen uns abfinden: Die Mülldeponie der Geschichte ist groß, und unser Platz darin ist garantiert. Aber wer sagt, dass wir uns nicht vorher ein bisschen Mühe geben können, die Dinge aufzuhübschen? Immerhin wird auch der Sperrmüll jeden Mittwoch von irgendwem bewundert.
He Sandra, das macht mir Sorgen. Ist aber die Realität.
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