Provinzfrust und andere Geschichten

 


Ach, die Provinz. Ein wunderbarer Ort, an dem die Zeit stehen geblieben ist und die Straßen so leer sind, dass man schon mal einem Rollkoffer hinterherruft, weil er das aufregendste Geräusch des Tages macht. Manchmal denke ich, ich hätte in einer anderen Stadt wohnen sollen. In einer großen Stadt mit mehr Möglichkeiten, wo Anerkennung nicht wie ein verstecktes Pokemon ist – schwer zu finden, und wenn man es dann erwischt, fragt man sich, ob es überhaupt die Mühe wert war.


Hier in der Provinz sind die Möglichkeiten so begrenzt wie die Speisekarte in Omas Gasthof. Man kann sich entscheiden zwischen: 1. Nichts tun, 2. Immer das Gleiche tun, oder 3. Die mutige Variante: Eine neue Sorte Kekse im Supermarkt probieren. Aber Anerkennung für meine Arbeit? Pff, warum denn auch? Man hat hier das Gefühl, dass der einzige Ort, an dem man wirklich ernst genommen wird, der Gemeindesaal ist – und auch nur, wenn man den Kuchen für das Sommerfest stiftet.


Manchmal frage ich mich, was gewesen wäre, hätte ich in München oder einer anderen großen Stadt gelebt hätte. Schweinfurt, ja, das klingt zumindest nach glücklichen Schweinen, aber ich lebe ja schon hier. Hier gibt es Neid, Langeweile und die große Show, wenn mal was los ist. Sobald irgendetwas Aufregendes passiert – und damit meine ich schon das Eröffnen eines neuen Eiscafés – schießen alle Mitbewerber wie Schmeißfliegen herbei. Plötzlich gibt es Menschenmassen! Man fragt sich: "Wo wart ihr die ganze Zeit?" – Wahrscheinlich zu Hause und haben darauf gewartet, dass das Netflix-Internet-Buffern aufhört.


Aber gut, die Kölner sagen: "Et küt, wie et küt." Da ist was dran. Also mache ich das Beste aus meiner Restlaufzeit. Ja, genau, Restlaufzeit, wie bei einer Waschmaschine, die noch dreimal schleudern muss, bevor sie endlich in Rente geht. Ich habe beschlossen, mich der Musik und Videos zu widmen, meine Träume zu verfolgen – auch wenn die einzigen Zuhörer der lokale Schäferhund und zwei gelangweilte Tauben auf dem Marktplatz sind. Na und? Mir sagt niemand, was ich zu tun habe. Und wenn ich mich entscheiden sollte, die Tauben mit einem Blockbuster-Musikvideo zu beeindrucken, dann ist das meine Sache.


Die Provinz mag zwar trist sein, doch ich bleibe stur. Vielleicht werde ich hier nicht gefeiert, aber ich tanze meinen eigenen kleinen Tanz, mitten in der Langeweile, zwischen Staub und Träumen. Und vielleicht, nur vielleicht, sehe ich irgendwann ein, dass man auch in einer kleinen Stadt groß denken kann. Aber erstmal: Wer will noch ein Stück von Omas Kuchen?


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