Das Nürnberger Christkind in Schweinfurt


Weihnachten ohne Schnörkel – Ein Abschied von der Festtagsromantik Geradlinig und ohne Schnörkel – das ist nicht nur die Art, wie wir unsere Häuser bauen, sondern anscheinend auch, wie wir unsere Feste feiern. Minimalistisch. Schlicht. Herzlichen Glückwunsch an die Weihnachtsstimmung, sie wurde hiermit offiziell auf den Altar der Rationalität geopfert. Früher, ja früher, da kam das Christkind mit zwei Engeln in Schweinfurt an, begleitet von einem Hauch Nostalgie, mit einer Kutsche, mit zwei Pferden und weihnachtlicher Musik fuhr es zur Bühne . Es war wie aus einem Märchenbuch. Für die Kinder gab es Schokoladentafeln. Heute? Heute schleicht das arme Christkind zu Fuß auf die Bühne, einsam und verlassen, ohne die beiden Engel, ohne Pomp – und was bekommen die Kinder? Winzige Schokoanhängsel, die vermutlich selbst dem Weihnachtsbaum peinlich sind. Ach, wie ich mich nach den Zeiten zurücksehne, als noch alles voller Schnörkel war. Als wir Journalisten noch eingeladen wurden, um mit einem Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt auf das Jahr anzustoßen. Ja, damals traf man sich, diskutierte die Magie des Marktes, und die Stadt bedankte sich für unsere unermüdlichen Berichte. Heute? Heute bedankt sich niemand, und wir stehen ohne Glühwein da. Man könnte fast meinen, die Weihnachtsfreude hätte sich zurückgezogen, als hätte sie den letzten Bus in Richtung Nostalgie genommen – zusammen mit der Kutsche und den zwei Engeln. Aber halt, ich möchte mich ja nicht zu weit aus dem Fenster lehnen – sonst könnten wir am Ende noch den Liebesentzug aus Schweinfurt riskieren. Ganz unauffällig sei noch angemerkt, dass all das Schrumpfen und Schmaler werden erstaunlich gut in eine bestimmte Amtszeit passt. Doch genug davon, ich will ja nicht unartig sein. Ich übe stattdessen schon mal den ewig gleichen Prolog des Christkinds in drei Oktaven, vielleicht auch als Rap-Version. In diesem Sinne: Ohne Schnörkel, aber mit einem Augenzwinkern, Eure Sandra.

Kommentare