Der Weihnachtsmarkt in Schweinfurt ist also offiziell eröffnet. Wer dabei war, hat sicher eine gewisse historische Premiere erlebt: die wohl tristeste und wenig weihnachtlichste Eröffnung aller Zeiten. Keine Engelschöre, keine glitzernden Momente, nur der tapfere Posaunenchor irgendwo in der Ferne, vom Rathausbalkon herunterbrüllend wie eine Art akustischer Rettungsring im Sturm der Belanglosigkeit.
Und natürlich der Oberbürgermeister. Auf der Bühne. Warum? Ja, das weiß er wahrscheinlich selbst nicht so genau. Eine Rede, die so kurz war, dass sie in den Adventskalender als "Miniausgabe für gestresste Erwachsene" gepasst hätte. Vielleicht wollte er einfach schnell wieder weg – das kann man ihm irgendwie auch nicht verübeln.
Der Weihnachtsmarkt selbst? Nun ja, der hätte genauso gut ein x-beliebiges Weinfest oder eine Kirmes sein können. Hätte da nicht zufällig ein Weihnachtsbaum gestanden und eine Weihnachtspyramide für wenigstens den Anschein von festlicher Kulisse gesorgt, hätte man auch meinen können, es sei ein Sommertreffen der Grillfreunde Schweinfurts. Vom Zauber der Weihnacht war wenig zu spüren. Vielleicht liegt es auch daran, dass der Glühwein und die Bratwurst mittlerweile in Höhenpreisregionen vorgedrungen sind, die eher an die Gourmetmesse in Paris als an einen Weihnachtsmarkt erinnern. 4 Euro für eine Bratwurst? Da überlegt der gemeine Schweinfurter zweimal, ob er überhaupt Hunger hat oder ob ein Schluck Wasser nicht auch reicht.
Aber keine Sorge, die Besucher scheinen das nicht zu stören. Hauptsache Glühwein! Die Frage, warum wir das alles nochmal machen – wie hieß das noch? Ach ja, Weihnachten – scheint dabei fast zweitrangig. Egal, Hauptsache die Hände sind warm und man kann sich mit dem Nachbarn über die beste Bratwurststandwahl unterhalten. "Frohe Weihnachten" ruft da fast schon sarkastisch der Weihnachtsbaum, während die letzten Nadeln angesichts der Festtagsstimmung freiwillig von seinen Zweigen segeln.
Tja, Schweinfurt, das war also der Auftakt. Ob es von hier an noch festlicher wird? Wer weiß – aber zumindest bleibt genug Glühwein für den Fall, dass die "Stimmung" doch noch einmal nachgeholfen werden muss.
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