Die Magie des Augenblicks – Warum nicht die Kamera, sondern ich entscheide

 


Ach, diese ewige Diskussion über Kameras und Technik. Da könnte ich manchmal nur den Kopf schütteln. Es scheint ja, als würde jeder denken, dass es nur darauf ankommt, wie groß, teuer und technisch perfekt eine Kamera ist. „Wenn du die richtige Ausrüstung hast, dann entstehen die besten Bilder quasi von selbst!“ – sagen sie. Na klar, als ob eine Kamera auf magische Weise den perfekten Moment erkennt und abdrückt, während ich mich zurücklehne und zusehe.

Aber die Wahrheit sieht anders aus. Technik allein macht keinen guten Kameramann oder eine gute Kamerafrau. Es kommt nicht darauf an, wie viele Knöpfe ich drücken kann oder wie viel ich über Blenden und Verschlusszeiten weiß – obwohl das natürlich auch wichtig ist. Nein, was wirklich zählt, ist der Blick für den Augenblick. Es ist dieser unbeschreibliche Moment, der plötzlich da ist, der vielleicht nur eine Sekunde dauert, aber alles erzählt. Das Funkeln in den Augen, die kleinen, versteckten Details, das Zusammenspiel von Licht und Schatten. Genau das macht das Filmen und Fotografieren aus.

Und ganz ehrlich – keine Kamera der Welt sieht diese magischen Momente. Klar, die Technik hat sich enorm weiterentwickelt, und es gibt mittlerweile unzählige Funktionen, die einem vieles erleichtern. Aber die Automatik erkennt keinen verzaubernden Blick, keinen einzigartigen Lichtstrahl, keine kuriose Szene, die es wert ist, festgehalten zu werden. Diese Momente muss ich als Kamerafrau entdecken. Es ist mein Auge, das entscheidet, wann ich abdrücke. Es ist mein Gespür, das weiß, wann etwas Besonderes passiert. Die Kamera kann nur festhalten, was ich ihr zeige.

Seit meinem 16. Lebensjahr halte ich diese Momente fest, damals noch auf Super 8, dann auf VHS und heute mit modernsten Kameras. Und auch nach über 30 Jahren Berufserfahrung gibt es keinen Tag, an dem ich nicht etwas Neues entdecke, das es wert ist, eingefangen zu werden. Die Technik mag sich geändert haben, aber die Freude an meinem Beruf ist ungebrochen. Jeden Tag lerne ich dazu, sehe die Welt mit neuen Augen – und genau das ist es, was mich so erfüllt.

Ich liebe es, diese Momente zu finden, die anderen vielleicht entgehen. Ich liebe es, sie festzuhalten, um sie später mit anderen zu teilen. Das ist meine Leidenschaft, das ist mein Leben. Und genau das macht für mich den Unterschied aus. Nicht die Kamera entscheidet, ob ein Bild gut wird – sondern ich.

Sandra Grätsch

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