Ein Tag wie Woodstock ohne Musik: Die Sprengung der Kühltürme am KKW Grafenrheinfeld


Was für ein Tag! Ein Spektakel, das die Menschenmassen wie magisch anzog. Es war, als hätten wir eine Zeitreise zu einem Woodstock ohne Musik unternommen – die Leute strömten von überall her nach Grafenrheinfeld, um die historische Sprengung der Kühltürme des Kernkraftwerks mitzuerleben. Bereits Stunden vor dem geplanten Ereignis waren die besten Plätze eingenommen, und die Atmosphäre glich einem Volksfest. Jeder hatte sein Handy bereit, um diesen Moment für die Ewigkeit festzuhalten. Es wird wohl unzählige Videos im Netz geben, die dieses Ereignis aus allen möglichen Perspektiven zeigen.

Um 18:30 Uhr sollte es dann so weit sein: Der erste Knall, der das Ende der Türme einläuten sollte. Doch dieser Knall blieb aus. Die Spannung in der Menge wuchs, aber mit ihr auch die Ungeduld. Das Internetnetz brach zusammen – zu viele Menschen, zu viele Geräte an einem Ort. Nachrichten konnten kaum noch übermittelt werden, und dann kam die erste Schreckensmeldung: Ein Mann saß auf einem Hochspannungsmast, und die Polizei musste eingreifen, bevor die Sprengung fortgesetzt werden konnte. Die Ungewissheit, ob die Sprengung überhaupt noch an diesem Tag stattfinden würde, verbreitete sich schnell.

Die Hitze machte das Warten unerträglich. Viele waren seit Stunden dort und hatten sich so sehr auf diesen historischen Moment gefreut. Die „Sprengung des Jahrhunderts“ im Landkreis Schweinfurt schien plötzlich in weite Ferne gerückt zu sein.

Doch dann, kurz vor 20 Uhr, die erlösende Nachricht: Die Sprengung würde doch noch stattfinden. Alle Augen waren auf die Türme gerichtet, und dann, mit einem lauten Knall, fielen sie wie in Zeitlupe zu Boden. Eine riesige Staubwolke stieg auf und hüllte die Gegend ein – und leider auch mein geliebtes Auto, das jetzt wohl eine gründliche Wäsche braucht.

Auch wenn die Türme jetzt verschwunden sind, bleibt eine bedrückende Tatsache: Der Atommüll, der dort weiterhin lagert, wird uns noch lange begleiten. Die Strahlung, die von den dort aufbewahrten Behältern ausgeht, wird noch für viele Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte, eine unsichtbare Bedrohung darstellen.

Es war ein Tag, den wir so schnell nicht vergessen werden – ein Stück Geschichte für die Region, festgehalten in unzähligen Handyvideos, die jetzt ihren Weg ins Internet finden.






















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