Freundschaft, Cybermobbing und Erzfeindschaft: Eine Glosse



Manchmal fährt man einfach so durch die Stadt, erledigt hier und dort Besorgungen, und dabei geht einem so einiges durch den Kopf. Besonders, wenn man auf dem Weg zur Krankenkasse ist, um sich um die Angelegenheiten der 91-jährigen Mutter zu kümmern, die sich nicht mehr alleine alles zutrauen kann. Gedanken über Freundschaft und Feindschaft, Daumen nach oben und Cybermobbing, und warum sich alles immer so schnell verändert.

In der heutigen Zeit ist Freundschaft ein fragiles Gut. Ein Daumen nach oben auf Social Media ist schnell gegeben, aber ebenso schnell wieder zurückgezogen. Woran liegt es, dass die Likes weniger werden? Ist es der berüchtigte ungelehrte Journalist aus dem Landkreis, der gerade fleißig an meiner digitalen Reputation sägt? Mit unhaltbaren Anschuldigungen, die nur seiner blühenden Fantasie entspringen, hat er sich meiner angenommen. Und das alles nur, weil ich es wage, weiterhin mit seinem Erzfeind befreundet zu sein.

Früher hätte man solch eine Streiterei bei einem Bier geklärt oder im schlimmsten Fall mit einer ordentlichen Ohrfeige beendet. Heute findet der Kampf im Cyberspace statt, wo Worte schärfer als Schwerter und Kommentare verletzender als Hiebe sein können. Ich, eine Filmemacherin und Bloggerin, habe in all den Jahren nie ein Gericht betreten müssen. Aber nun stehe ich vor dem Scherbenhaufen einer Freundschaft und frage mich: Was sind Freunde überhaupt noch wert?

Freundschaft, das war einmal ein Versprechen, das durch dick und dünn ging. Heute gleicht sie eher einem Wechselkurs: heute Freund, morgen Feind. Alles ändert sich, nichts bleibt, wie es ist. Ein falsches Wort, eine unbedachte Handlung, und schon wird aus dem vertrauten Weggefährten ein erbitterter Gegner.

Wie konnte es so weit kommen? War es wirklich nur die Freundschaft mit seinem Erzfeind, die den Auslöser gab? Oder sind wir alle so sehr in unsere digitalen Welten verstrickt, dass wir vergessen haben, was echte, greifbare Beziehungen ausmacht? Ein Like oder ein Dislike entscheidet plötzlich über Sympathie oder Abneigung.

Die moderne Freundschaft scheint auf Sand gebaut zu sein. Ein kleiner Sturm genügt und sie fällt in sich zusammen. Da steht man dann, alleine auf weiter Flur, und fragt sich, wie es dazu kommen konnte. Während ich also durch die Stadt fahre, um die nächste Besorgung zu machen, bleibt nur ein bitterer Nachgeschmack.

Freundschaft, Cybermobbing, Erzfeindschaft – eine düstere Dreifaltigkeit der modernen Kommunikation. Bleibt zu hoffen, dass sich das Rad der Zeit irgendwann wieder dreht und echte Freundschaften wieder mehr zählen als digitale Daumen. Bis dahin bleibt mir nur, meine Mutter zu versorgen und weiterzukämpfen, gegen Cybermobbing und für echte Freundschaften.

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