„Das waren noch Zeiten – Erster Urlaub!“


Es ist wahr, sie bauen sie nicht mehr wie früher, und ich rede hier nicht von Autos oder Straßen – obwohl mein alter Herr Ihnen eine Stunde lang über die Qualität von Stahl und Asphalt dozieren könnte – sondern von Urlauben. Ja, meine Damen und Herren, Reisen waren einst eine Kunstform, ein Abenteuer, das im Geiste von Marco Polo und Christopher Columbus durchgeführt wurde, jedoch mit weniger Gewürzen und mehr Proviant aus der eigenen Speisekammer. Mein erster Urlaub außerhalb der gewohnten Gefilden Unterfrankens war ein Erlebnis, das man in der heutigen Zeit der All-inclusive-Urlaube und Last-Minute-Flüge kaum noch nachempfinden kann. Damals, als mein Vater – ein Fernfahrer von Beruf – beschloss, dass es an der Zeit sei, seine Familie in den Süden zu führen, da hatte ein Urlaub noch etwas von einer großen Expedition. Unser treuer Gefährte für diese Odyssee war ein VW 1600 Variant, rot, mit einem Gepäckträger, der mehr einem kleinen Warenlager glich, und einem Anhänger, der aussah, als hätten wir vor, auszuwandern, statt nur zwei Wochen am Strand zu verbringen. Auf Empfehlung des Friseurs meiner Mutter – wer, wenn nicht der Friseur, wäre auch eine vertrauenswürdige Quelle für Urlaubstipps? – setzten wir unseren Kurs auf Grado in Italien. Wie wir alle Platz gefunden haben, ist mir bis heute ein Rätsel. Vier Kinder, zwei Erwachsene und dann noch dieses monströse Hauszelt mit nicht weniger als zwei Schlafkabinen und einer Küche. Für uns Kinder war es, als würden wir in einem wandernden Schloss leben. Über das Gewicht des Anhängers machte sich niemand Gedanken. Ladungssicherung? Ein Fremdwort. Man könnte sagen, wir vertrauten auf die guten alten Gesetze der Physik und die Hoffnung, dass das Gepäck genauso reiselustig war wie wir. Ohne Handy, ohne Google Maps, nur mit einer Straßenkarte, die mehr Risse hatte als die Autobahn A7, und unseren Augen als Navigationshilfe, machten wir uns auf den Weg. Die Überquerung der Berge war ein Kapitel für sich. Jeder Pass war eine Geschichte, jeder Hügel ein Abenteuer. Wir waren keine Touristen; wir waren Entdecker auf einer Mission, die Welt zu sehen – oder zumindest einen sehr kleinen, aber bedeutsamen Teil davon. In einer Zeit, in der Urlaub machen oft bedeutet, von einem klimatisierten Transportmittel zum nächsten zu eilen, erinnert mich diese Reise daran, dass das größte Abenteuer manchmal darin besteht, einfach nur den Weg zu genießen. In einem vollgepackten VW über die Alpen zu tuckern, war vielleicht nicht die bequemste Art zu reisen, aber es war unsere Art. Und wenn ich heute zurückblicke, kann ich nicht anders, als zu denken: „Das waren noch Zeiten.“ Für all diejenigen, die sich nach einer detaillierteren Rekonstruktion dieser epischen Reise sehnen, halte ich noch mehr Erinnerungen in meinem Video bereit, wo ich ausführlich von unserer italienischen Odyssee berichte. Doch eines ist sicher: Solche Urlaube machen sie heute nicht mehr.

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