Es gibt diese Menschen, die man einfach nicht durchschauen kann. Man steht da, nickt freundlich, während sie einem eine Geschichte nach der anderen erzählen, die wilder klingt als die letzte Folge einer schlechten Soap. Innerlich fragt man sich: „Meinen die das ernst? Oder ist das hier gerade die neue Staffel von Verstehen Sie Spaß?“
Vertrauen? Ja, ein schwieriges Thema. Besonders heute, in dieser schönen neuen Welt, in der man den Satz „Vertrau mir“ genauso oft hört wie „Haben Sie Payback?“. Man will ja niemandem unrecht tun. Doch da, wo früher ein Händedruck reichte, braucht man heute am besten eine vollständige Hintergrundprüfung, ein Lügendetektor-Test und ein DNA-Abgleich, um sicherzugehen, dass man nicht doch wieder auf den charmanten Schwager des Vetters hereinfällt, der einem diese „absolut todsichere“ Investition andrehen will.
Und es ist ja nicht so, dass die Warnungen fehlen. Jeder zweite Post auf Instagram und Facebook lautet sinngemäß: „Vertraue niemandem!“ oder „Achte auf dich!“. Klingt erst einmal wie das Motto für eine Zombie-Apokalypse. Doch wenn man sich dann den Alltag anschaut – ist es das vielleicht auch? Nur dass die Zombies heute in Anzügen herumlaufen, mit Firmenlogos auf der Brust und einem Lächeln, das einen sofort skeptisch macht. Die Bedrohung lauert überall: der Kollege, der einem zu freundlich die Tür aufhält, nur um am nächsten Tag die Präsentation als seine eigene zu verkaufen. Oder der charmante Nachbar, der einen beim Grillen anlächelt, während er insgeheim plant, das Gemüsebeet mit seinem Zaun zu erobern.
Die wahre Kunst des Überlebens in dieser sozialen Wildnis besteht darin, sich eine Mischung aus Sherlock Holmes und einem Yoga-Guru anzutrainieren: Wachsamkeit kombiniert mit Gelassenheit. Man muss stets die kleinste Nuance eines Widerspruchs erkennen, aber trotzdem tief durchatmen, wenn man wieder mal feststellen muss, dass der beste Freund des besten Freundes dann doch der schwärzeste Schaf im Rudel war.
In der Politik sieht es übrigens nicht besser aus. Da vertraut man auch nicht wirklich, man wählt eher das kleinste Übel und hofft, dass dieses „Vertrauen“ einem nicht auch wieder auf die Füße fällt – oder, wie in manchen Fällen, auf den Geldbeutel. Wir kennen das alle: Wahlversprechen und Weihnachtsmärchen haben mehr gemeinsam, als uns lieb ist.
Egal ob im privaten Leben, im Beruf oder bei der Wahl des besten Pizza-Lieferdienstes – Augen auf! Vertrauen ist heutzutage wie ein seltenes Pokémon: schwer zu finden, aber wenn man es mal hat, gibt man es nicht so schnell her.
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