Die Ämter und ihre Antwort-Geister


Liebe Ämter und ihre Antwort-Geister ich hoffe, diese Nachricht erreicht Sie zwischen der Prüfung von Raketenantrieb-Schneekugeln und der Planung für die nächste Weltraummission der örtlichen Start-ups. Mein Name ist Sandra Bernadett Grätsch, und ich vertrete die örtliche Presse. Wir haben kürzlich versucht, mit Ihnen in Kontakt zu treten, um eine höchst innovative Idee für unseren Weihnachtsmarkt zu besprechen. Da wir bisher keine Antwort erhalten haben, dachten wir, es sei an der Zeit, die Sache mit einem dringlichen, aber leicht humorvollen Anstrich zu versehen. Unsere Idee hätte den Weihnachtsmarkt in dieser Stadt revolutioniert und das ohne nennenswerte Kosten für die Stadtkasse. Wir schlugen vor, eine Live-Sendung von SW-N-TV direkt vom Weihnachtsmarkt. Alles begann mit einer offiziellen Anfrage bezüglich einer bahnbrechenden Weihnachtsmarkt-Revolution. Unsere Stadt, bekannt für ihre Liebe zum Traditionellen, hätte die Chance gehabt, sich in die Geschichtsbücher einzutragen – aber nein, stattdessen wurde meine Anfrage mit der Geschwindigkeit eines Faultieres auf Valium behandelt. In meiner naiven Vorstellung dachte ich, dass, wenn man eine offizielle Anfrage an ein Amt schickt, man wenigstens eine Antwort erhält. Falsch gedacht! Meine Mail wurde offenbar von der Antwort-Geisterbrigade entführt, die sich nur dann zu Wort meldet, wenn der Vollmond auf einen bestimmten Winkel zur Erde fällt oder ein Einhorn durch die Amtsstuben galoppiert. In meiner Anfrage ging es um die Veredelung des örtlichen Weihnachtsmarktes, um ihn aus der Starre von Glühwein und gebrannten Mandeln zu befreien. Die Idee kostete die Stadt keinen Pfennig, höchstens ein paar Euro und hätte uns den Ruf eines progressiven Weihnachtsmarktes beschert. Doch offenbar ist die Vorstellung von Innovation für unsere Ämter so revolutionär wie die Idee, dass Rentiere in Wirklichkeit nur schlecht getarnte Alien-Bots sind. Während Start-ups auf Fördermittel zugreifen können, als würden sie M&Ms aus einem Automaten ziehen, fühle ich mich wie der arme Verwandte, der bei der Weihnachtsfeier nur das schrumplige Stück Käse bekommt, das schon seit drei Tagen auf dem Tisch steht. Vielleicht bin ich ja einfach zu optimistisch und sollte meine Erwartungen an die Geschwindigkeit der Bürokratie anpassen. Schließlich ist der Weihnachtsmarkt ja nicht mehr in diesem Jahr, sondern vielleicht im nächsten. Oder im übernächsten. Wenn die Antwort-Geister gerade gute Laune haben. Aber nein, stattdessen werden Start-ups gefördert, die bereits so erfolgreich sind, dass sie Schneekugeln mit Raketenantrieb produzieren. Wir können uns die Freude der Kinder vorstellen, wenn sie auf dem Markt stehen und staunend ihre selbst gebauten Raketen-Schneekugeln bewundern. Da ist es natürlich viel sinnvoller, diese Innovationen zu unterstützen, anstatt die lokale Kreativität zu fördern. Es ist ja nicht so, als würden wir die Fortschritte der Raumfahrttechnologie nicht schätzen, aber vielleicht könnten wir auch Raum für die Künstler schaffen, die gerade versuchen, herauszufinden, wie man mit einer Säge umgeht. Vielleicht haben Sie in der Hektik zwischen Budgetplanung und Sternschnuppenbeobachtung unsere Anfrage übersehen. Wir verstehen, dass es schwierig sein kann, auf alle Anfragen zu antworten, insbesondere wenn man mit der Auswahl der besten Raketen-Schneekugeln beschäftigt ist. In der Zwischenzeit werden wir weiterhin darauf warten, dass unsere Ideen von einem Laser-astronomischen-Kunsthandwerks-Startup unterstützt werden, das gerade dabei ist, die Grenzen des Universums zu erforschen. Wir hoffen, dass Sie bald Zeit finden, uns zu antworten. In der Zwischenzeit werde ich mich weiterhin in der Warteschleife der Bürokratie drehen und hoffen, dass meine Idee für den Weihnachtsmarkt nicht das gleiche Schicksal ereilt wie meine verlorenen Socken in der Waschmaschine – in der Versenkung verschwinden, ohne eine Spur zu hinterlassen.

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