Die Schutzfrau von Münnerstadt


Am 27. August wurde die erste Aufführung des Volksschauspiels "Die Schutzfrau von Münnerstadt" mit einem beeindruckenden historischen Gelage in Münnerstadt eingeleitet. Dieses Schauspiel, das von den Münnerstädter Heimatspielern aufgeführt wird, erinnert seit über 90 Jahren an die Rettung der Stadt während des Dreißigjährigen Krieges. Die eindrucksvolle mittelalterliche Kulisse für diese bewegende Marienlegende bildet das Heimatspielhaus im Herzen der Riemenschneiderstadt. Bereits am ersten Spielsonntag konnten Besucher ab 10 Uhr am benachbarten Deutschordensschloss an einem historischen Gelage teilnehmen, sowohl vor als auch während der Aufführung. Hier konnten sich die Gäste mit Speisen und Getränken stärken und die bunte Atmosphäre genießen. Die Heimatspieler boten ab 11:30 Uhr ein Mittagessen mit Rouladen und Schäufele an, alternativ gab es Käsespätzle mit Gurkensalat für Vegetarier. Zusätzlich wurden den ganzen Tag über Schmalz- und Gerupftenbrote, Steaks, Bratwurst, Currywurst, Wein und vieles mehr angeboten. Ab 10 Uhr öffnete auch die beliebte Kaffeebar der Heimatspielgemeinde im Schlosscafé. Der offizielle Teil des Spiels begann um 13:00 Uhr mit dem Einholen der Feldkasse vom Rathaus. Um 13:45 Uhr formierte sich ein Festzug, der durch die Straßen Münnerstadts zum Anger führte, wo das Schauspiel um 14:30 Uhr erstmals in diesem Jahr aufgeführt wurde. Die Tradition des Münnerstädter Heimatspiels reicht bis ins Jahr 1927 zurück, als Laiendarsteller erstmals das Schauspiel auf die Bühne brachten. Die Legende besagt, dass die Stadt 1641 von den Schweden angegriffen wurde, jedoch unerwartet von ihnen verschont blieb. Dies führte zur Entstehung der Legende, dass die Muttergottes die Stadt gerettet habe, indem sie Kanonenkugeln aufgefangen habe. SW-N-TV war bei dieser Veranstaltung dabei und konnte einige beeindruckende Aufnahmen des historischen Laienspiels festhalten. Ein besonderes Highlight des Heimatspiels sind die aufwendigen Kostüme. Die Münnerstädter Heimatspieler verfügen über etwa 380 Kostüme, die von Claudia Skuppin mit großer Hingabe verwaltet werden. Ihre Aufgabe begann im Jahr 2006, als ihre Tochter sich den Schnittern anschließen wollte und ein passendes Kostüm gesucht wurde. Um den Überblick über die wertvollen Kostüme zu behalten, entwickelte sie ein ausgeklügeltes Logistiksystem. Das Erfassen, Sortieren und Dokumentieren der vielen Kleidungsstücke und Accessoires stellte sich als sehr arbeitsintensiv heraus. Dennoch wurde der Bestand von Jahr zu Jahr besser organisiert. Jedes Kostüm wird sorgfältig katalogisiert und mit Angaben wie Spielergruppe, Nummer, einem Foto des Trägers, dessen Name und Größe versehen. Dies ermöglicht eine schnelle Kostümausgabe und die Anpassung an neue Darstellerinnen und Darsteller. Claudia Skuppin legt großen Wert darauf, dass sich die Spielerinnen und Spieler in ihren Kostümen wohlfühlen, da dies ihre Bindung zu den Heimatspielern stärkt. Der Kostümfundus enthält Stücke aus den 1960er- und 1970er-Jahren, was bei den Anproben gelegentlich zu Herausforderungen führt, da die Menschen damals kleiner waren. Dennoch gelingt es Claudia Skuppin, mit ihrem geschulten Auge und Geschick, die passenden Kostüme auszuwählen. Die Pflege und Ergänzung des Kostümfundus erfolgt mit Bedacht auf die Kosten. Einige Kostüme näht sie sogar selbst, und wenn größere Anpassungen oder Reparaturen erforderlich sind, werden örtliche Schneiderinnen hinzugezogen. Claudia Skuppin selbst ist auch aktive Spielerin beim Heimatspiel und führt die Tradition bereits seit ihrer Jugend fort. Mit ihrem Enkel Moritz ist sie nun auch bei den Althäusern aktiv, und ihr Mann freut sich, dass er nicht mehr "rumhüpfen" muss. Das Münnerstädter Heimatspiel und sein historisches Gelage sind somit nicht nur eine eindrucksvolle kulturelle Veranstaltung, sondern auch eine lebendige Tradition, die von engagierten Menschen wie Claudia Skuppin am Leben erhalten wird.

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