Offener Brief: Einkaufszentrum Oberndorf

 


Offener Brief: Einkaufszentrum Oberndorf 

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Remelé,


Angesichts der auch durch den Ukrainekrieg ausgelösten Kostensteigerungen unter anderem auf dem Energiesektor sahen sie sich dazu veranlasst, die Ausrichtung der Landesgartenschau in Schweinfurt im Jahr 2026 – wenn auch schweren Herzens – abzusagen. Es war ein mutiger Schritt. Im Stadtteil Oberndorf soll ein großes Einkaufszentrum nördlich des Schleifwegs entstehen. Ich fordere Sie mit diesem Offenen Brief dazu auf, noch einmal mutig zu sein.


 Im Herbst 2022, unmittelbar nach dem Bekanntwerden der Pläne habe ich an Sie und die Befürworter im Stadtrat appelliert, dieses Vorhaben dringend zu überdenken. Reaktion kam keine, leider auch nicht von Ihnen. Bewusst wenige Tage vor einer vom Erlebnisbauernhof May angebotenen Veranstaltung zur denkbaren Alternative „Bürgerladen“ versuche ich es deshalb erneut mit der Aufforderung, die Pläne für ein Einkaufszentrum an diesem Standort zu stoppen. Angesichts der fortschreitenden Klimakatstrophen darf es einfach nicht sein, dass weiterhin wertvolles Ackerland versiegelt wird.


Ich bin wie die Familie May aus Oberndorf nach wie vor auch als Landwirt tätig und rufe nur das Jahr 2022 in Erinnerung: Dauerhitze, Trockenheit und in der Folge enormem Wassermangel. Allein der Sommer letzten Jahres hat eindrücklich gezeigt, dass ein weiter so ins Verderben führt. Die 1,5 Grad-Erwärmung ist schon nicht mehr zu verhindern, die Zwei-Grad-Grenze muss verhindert werden.


  Kathrin und Sven May haben insofern sehr recht, wenn sie sagen, dass Landwirtschaft ohne genügend landwirtschaftliche Fläche nicht nachhaltig funktioniert. Ich verstehe auch den Sprecher der Lokalen städtischen AgendaArbeitsgruppe „Nachhaltigkeit in der regionalen Wirtschaft und Steuerungsgruppe Fairtrade“ Roland Merz sehr gut, der nicht versteht, dass 3.500 Quadratmeter bester landwirtschaftlicher Fläche für ein Einkaufszentrum in der Peripherie geopfert werden sollen. Auch mich macht das fassungslos.


Ungeachtet all dessen hat der ausgesuchte Standort für einen Vollsortimenter, Drogeriemarkt und 150 Parkplätzen wegen der Entfernung vom Altort Oberndorf mit Nahversorgung nichts zu tun. Wer dort einkauft, geht nicht zu Fuß, sondern fährt mit dem Auto, wofür die hohe Zahl an Parkplätzen spricht. Ich erinnere, dass aller anderslautender Schwüre zum Trotz in Deutschland immer noch jeden Tag 54, in Bayern mehr als elf Hektar Land unter Beton und Asphalt verschwinden. Die Bodenversiegelung ist aber eines der zentralen Themen unserer Zeit und sie ist Flächenentzug aus der Nahrungsmittelproduktion. Das muss man irgendwann und endlich einsehen. Deshalb kämpfe ich seit Jahren gegen den Flächenfraß und fordere: Keine weitere Flächenversiegelung für ein unsinniges Projekt, denn wir haben keinen Planeten B.


  Sehr geehrter Herr Remelé, ich bitte Sie, die Veranstaltung am 17. Februar um 19 Uhr im katholischen Pfarrsaal von Sankt Josef Oberndorf zu besuchen. Hören Sie sich Wolfgang Gröll an, der seit Jahrzehnten erfolgreich Gründungen von Dorfläden in ganz Bayern begleitet. Hören Sie sich die Bürgerinnen und Bürger an. Das Einkaufszentrum in Oberndorf auf Gedeih und Verderb durchzusetzen, wäre ein Fehler. Man kann sich auch mal korrigieren, das haben sie beim Thema Landesgartenschau getan. Oberndorf braucht an diesem Standort kein Einkaufszentrum. Grund und Boden sind das einzige Gut, das nicht herstell- und vermehrbar ist und deshalb unbedingt geschützt werden muss. 

Mit freundlichen Grüßen 

Paul Knoblach Mitglied des Bayerischen Landtags

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