Pressebericht der Polizeiinspektion Bad Neustadt zur Faschingssaison 2017

1. Allgemeines 

Für den Dienstbereich der PI Bad Neustadt/Saale waren von den zuständigen Genehmigungsbehörden über 40 Veranstaltungen in den Gemeinden des Zuständigkeitsbereiches angekündigt worden.  

Veranstaltungen mit besonderer Bedeutung waren die Faschingsumzüge bzw. die Faschingsveranstaltungen in 

- Heustreu am 25.02.2017 - Bad Neustadt/Saale am 26.02.2017.  


2. Verkehrsgeschehen 

Im erweiterten Zeitfenster um das Faschingswochenende wurden im Zuständigkeitsbereich fünf Vergehen bzw. Ordnungswidrigkeiten wegen Fahrens unter Alkohol- bzw. Drogeneinfluss festgestellt. Die Anzahl der Verkehrsunfälle lag im Durchschnitt. 


3. Veranstaltungen 

3.1 Heustreu 

Laut Veranstalter waren für den Umzug 32 Wägen und 7 Fußgruppen angemeldet. An der Veranstaltung (Faschingsumzug u. -treiben) nahmen über 6.000 Personen (Vorjahr ca.
4.500 - 5.000) teil. Aufgrund des sonnigen und milden Wetters war eine deutliche Steigerung der Besucherzahlen festzustellen.

Bereits vor dem Umzug kam es durch zwei Besucher fast zu einem Unfall in der Nähe des Bahnübergangs Heustreu. Dieser war durch Feuerwehr und Polizei zusätzlich gesichert. Während andere Verkehrsteilnehmer warteten, um den von Mellrichstadt kommenden Nahverkehrszug bei heruntergelassenen Schranken passieren zu lassen, nutzten zwei Personen aufgrund des sich gebildeten Rückstaus die Möglichkeit und überquerten zu Fuß ca. 100 Meter hinter dem Bahnübergang in Richtung Bad Neustadt die Schienen außerhalb des Übergangs. Nur einem glücklichen Umstand ist es zu verdanken, dass es hier zu keinem Unglück mit Personenschaden gekommen ist. Der Zugführer bremste aufgrund der Personen auf dem Gleiskörper den Zug bis zum Stillstand ab. Personen wurden durch dieses Handeln nicht verletzt.   

Während des Umzugs wurden vom Veranstalter bei fünf Wägen Verstöße gegen die im LStVG-Bescheid festgelegte Lautstärke von 80db, die z.T. erheblich überschritten wurden, festgestellt. Die Verantwortlichen sind namentlich bekannt. Die zuständige Sicherheitsbehörde prüft derzeit die Erhebung eines Bußgeldes bzw. Ausschlusses bei zukünftigen Veranstaltungen.  

Das im Anschluss an den Umzug vor der Festhalle erfolgte Faschingstreiben stellte aus polizeilicher Sicht wieder einmal den Schwerpunkt des Einsatzgeschehens dar.  

Die vornehmlich jugendlichen und heranwachsenden Teilnehmer, welche z.T. bereits „vorgeglüht“ nach Heustreu gekommen waren, waren zum Teil schon kurz nach dem Umzug stark betrunken. Im Gesamtverlauf der Veranstaltung mussten mehrere Personen wegen ihrer Alkoholisierung durch den vor Ort befindlichen Rettungsdienst versorgt werden. Insgesamt musste der Rettungsdienst 22 Mal ausrücken, in vier Fällen mussten Transporte ins Krankenhaus durchgeführt werden.   

Der eigentliche Veranstaltungsbereich (Festhalle und Vorplatz) war zum Vorjahr aufgrund des guten Wetters und der Tatsache, dass der Endspurt der Faschingssaison 2017 fast drei Wochen später als 2016 stattfand, sehr stark frequentiert. Dort hielten sich z.T. bis weit nach 19.00 Uhr mehrere tausend Besucher auf.  

Der Gesamteinsatz verlief aus polizeilicher Sicht nicht ganz störungsfrei. Als strafrechtliche relevante Tatbestände waren insgesamt sieben Körperverletzungen bzw. versuchte Körperverletzungen (je 1 x gegen Feuerwehrmann u. Polizeibeamten), ein Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, zwei Beleidigungen gegen Polizeibeamte, vier Verstöße gegen das BtMG wegen Besitz von Cannabis u. Kokain und ein Verstoß gegen das Waffengesetz (CSReizgasspray) zu verzeichnen.  

Ein 26-Jähriger, welcher den an einer Absperrung eingesetzten Feuerwehrmann ins Gesicht geschlagen hatte, brachte es auf einen stattlichen Atemalkoholwert von 2,54 Promille.  Eine 15-Jährige lief betrunken auf der Vorstraße herum. Sie war orientierungslos und psychisch labil und wurde nach Verständigung der Mutter vom Rettungsdienst direkt ins Krankenhaus eingeliefert. Zwei Personen mussten aufgrund von strafrechtlichen Vorfällen in Sicherheitsgewahrsam genommen werden.  

Zusammenfassend muss festgehalten werden, dass sich die Faschingsveranstaltung in Heustreu zu einem festen Besuchermagnet für den gesamten Landkreis Rhön-Grabfeld und die angrenzenden Landkreise entwickelt hat und mittlerweile zu einem der größten Umzüge in der Region zählt.  


3.2 Bad Neustadt/Saale 

Am 20. Faschingsumzug „Neuscht bei Nacht“ und der Anschlussveranstaltung mit der Almhütte auf dem Festplatz nahmen lt. Veranstalter 17 Wägen und 3 Fußgruppen teil. Nach Schätzungen der Polizei übereinstimmend mit den Veranstalterangaben nahmen ca. 3.500 zahlende Personen teil. Im Zusammenhang mit dem Umzug musste der Rettungsdienst fünf Einsätze fahren, von denen drei Personen ins Krankenhaus transportiert werden mussten.   

Der Zufluss der Besucher war ausgewogen. Die Anreise per Bahn verlief unproblematisch. Wie in Heustreu gab es auch vor dem Nachtumzug gegen 17.40 Uhr einen Vorfall im Bereich des Kurparks, wo ein 40-Jähriger auf den Bahngleisen von Bad Neustadt nach Burglauer laufen wollte. Nur dem Umstand, dass in dieser Zeit kein Zug auf der Strecke verkehrte ist es wohl zu verdanken, dass auch hier nichts weiter passiert ist. Der 40-Jährige kam von der Faschingsveranstaltung in Mellrichstadt und wollte mit 1,7 Promille vermutlich vom Bahnhof in Bad Neustadt auf dem Gleiskörper direkt nach Hause laufen.  

In einem Fall musste ein Fahrzeug in der Otto-Hahn-Straße abgeschleppt werden, weil sich der Fahrzeugführer nicht an das dortige Halteverbot gehalten hatten.    

Die Umzugsstrecke wurde durch Feuerwehrkräfte der Stadt Bad Neustadt/Saale gesichert. Die festgelegten Auflagen wurden durch den Veranstalter eingehalten. Pünktlich um 22.00 Uhr wurde das Musik- und Ausschankende auf dem Marktplatz durchgesetzt, was die Abwanderungsbewegungen noch einmal deutlich verstärkte. 

Während des Umzugs kam es zu kaum nennenswerten Störungen, so war eine Sachbeschädigung und zwei verletzte Personen festzustellen. Inwieweit hier Körperverletzungsdelikte vorlagen müssen noch weitere polizeiliche Ermittlungen ergeben, da dies aufgrund des hohen Alkoholisierungsgrades der Beteiligten zu diesem Zeitpunkt nicht möglich war.     Nach Ende der Veranstaltung kam es im Bereich der Hohnstraße zu einer gefährlichen Körperverletzung durch einen 21-Jährigen aus Bad Neustadt, der mit einer zweiten unbekannten Person auf einen 16-Jährigen Flüchtling einschlug und eintrat. Ein Täter wurde zunächst in Gewahrsam genommen und nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft am nächsten Morgen wieder auf freien Fuß gesetzt. Der zweite Täter hat auf der Flucht ein Messer verloren. Die anschließend eingeleiteten Fahndungsmaßnahmen verliefen erfolglos.  

Während die Kollegen dabei waren diese Anzeige aufzunehmen kam ein 22-Jähriger aus Haßfurt hinzu und störte als Unbeteiligter vehement die polizeilichen Maßnahmen. Auch einem Platzverweis wollte er keine Folge leisten. Schließlich wurde er von einem Kollegen mit einfacher körperlicher Gewalt aus dem Einsatzbereich geschoben, worauf dieser dem eingesetzten Polizeibeamten unvermittelt mit der Faust ins Gesicht schlug. Im Verlauf der Festnahme wurde ein weiterer Polizeibeamter verletzt, da der 22-Jährige, der eine Alkoholkonzentration von ca. 1,2 Promille hatte, sich erheblich gegen die Maßnahme wehrte. Die beiden Polizeibeamten mussten anschließend im Krankenhaus ambulant behandelt werden.    

Während dieses Einsatzes wurde ein Polizeibeamter durch einen 16-Jährigen aus Bad Neustadt und einen 18-Jährigen aus Bad Königshofen mehrfach beleidigt. Beide müssen nun mit einer Anzeige rechnen.  

In der Gesamtschau kam es bei dem Nachtumzug und bei dem Faschingstreiben im Anschluss zu vier Körperverletzungen, davon zwei gegen Polizeibeamte, ein Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, einer gefährlichen Körperverletzung und zwei Beleidigungen gegenüber Polizeibeamten. Daneben sind noch drei Verstöße gegen das BtMG und eine Sachbeschädigung zu verzeichnen. 


4. Zusammenfassung 

Abschließend kann gesagt werden, dass die Faschingsveranstaltungen im Bereich der PI Bad Neustadt/Saale aus polizeilicher Sicht dieses Jahr nicht zufriedenstellend abgelaufen sind und die Haltung und Gewaltbereitschaft von einzelnen Veranstaltungsteilnehmern gegenüber den Einsatzkräften von Feuerwehr und Polizei deutlich zugenommen hat.   

Starker und kollektiver Alkoholkonsum standen bei der Vielzahl der Umzüge stets im Vordergrund. Insbesondere von Jugendlichen und Heranwachsenden wurde selbst mitgebrachter und gemixter Alkohol konsumiert. 

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