Für Prüflinge Ersatzpersonen mit gefälschten Dokumenten organisiert – 31-jähriger Iraker in Untersuchungshaft




WÜRZBURG. Seit vergangener Woche sitzt ein 31-jähriger, irakischer Staatsangehöriger in Untersuchungshaft. Er steht im dringenden Verdacht, für Prüfungsabsolventen Ersatzpersonen mit zum Teil gefälschten Dokumenten organisiert zu haben. Im Rahmen umfangreicher Ermittlungen, die von der Kripo Würzburg in enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft geführt werden, ergaben sich Hinweise auf eine banden- und gewerbsmäßige Begehung.

Bereits im Juli 2015 sollte ein 39-jähriger Zuwanderer, der in Würzburg wohnhaft ist, an der Sprachakademie einen Deutschtest für die Einbürgerung absolvieren. Anstelle des Absolventen erschien zur Prüfung jedoch eine andere Person, die wohl über bessere Deutschkenntnisse verfügte und sich unter Vorlage eines gefälschten Ausweisdokuments als der 39-Jährige ausgab. Offenbar sollte auf diese Art und Weise für das Bestehen der Prüfung gesorgt werden. Durch die eingehende Identitätsprüfung flog der Schwindel jedoch auf. Es wurde festgestellt, dass der rechtmäßige Prüfling und der tatsächliche Absolvent nicht identisch waren. Nach der Erstaufnahme des Sachverhalts durch die Polizeiinspektion Würzburg-Stadt übernahm in der Folge die Kriminalpolizei Würzburg die weitere Sachbearbeitung.

Im Zuge der umfangreichen Ermittlungen, die in enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft geführt wurden, ergaben sich schließlich Hinweise auf den 31-jährigen Iraker, der im Verdacht steht, als „Kopf“ einer Bande agiert zu haben. Er soll in mehreren Fällen für Zuwanderer, die zum Bestehen von Deutsch- oder Führerscheinprüfungen nicht über die notwendigen Deutschkenntnisse verfügen, Ersatzprüflinge organisiert und diese mit entsprechenden Ausweisdokumenten ausgestattet haben. Dafür soll der 31-Jährige über ein Netzwerk von Personen verfügt haben, die jeweils nach Geschlecht, Alter und Aussehen die Prüfungen anstelle der angemeldeten Prüflinge absolvieren konnten.

Dem Sachstand nach soll der 31-Jährige zum Beispiel für die gesamte Organisation und Durchführung einer theoretischen Führerscheinprüfung von dem Führerscheinaspiranten pauschal 2.300 Euro verlangt haben. Aufgrund der Vielzahl der durchgeführten Prüfungen ist davon auszugehen, dass sich der Tatverdächtige auf diese Art und Weise eine auf Dauer angelegte, nicht unerhebliche Einnahmequelle verschaffte.

Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Würzburg wurde gegen den 31-Jährigen am 1. Dezember 2016 Untersuchungshaftbefehl wegen des dringenden Verdachts der banden- und gewerbsmäßigen Urkundenfälschung in acht Fällen und der Anstiftung zur banden- und gewerbsmäßigen Fälschung beweiserheblicher Daten in Tateinheit mit Missbrauchs von Ausweispapieren in zwei Fällen erlassen. Der Vollzug des Haftbefehls erfolgte im Rahmen einer groß angelegten Durchsuchungsaktion am vergangenen Mittwoch an der Wohnadresse des 31-Jährigen in Heilbronn. Zeitgleich wurden neben der Wohnung des Tatverdächtigen noch 13 weitere Objekte in Heilbronn, Neckarsulm, Pforzheim (alle Baden-Württemberg), Ahlen (Nordrhein-Westfalen) und Bad Kreuznach (Rheinland-Pfalz) durchsucht. Bei den Durchsuchungsmaßnahmen wurde umfangreiches Beweismaterial, insbesondere auch gefälschte Pässe und Bargeld, sichergestellt.

Die weiteren Ermittlungen, insbesondere hinsichtlich weiterer Hintermänner, werden von der Kriminalpolizei und der Staatsanwaltschaft Würzburg geführt und dauern noch an.

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