Siemens: Betriebsrat und Arbeitgeber einigen sich auf ein Standortkonzept


Nach schwierigen Verhandlungen zwischen Betriebsrat und dem Siemens-Konzern über die im März angekündigten Umstrukturierungsmaßnahmen, werden heute die Beschäftigten in Betriebsversammlungen über die Ergebnisse informiert. Der Kompromiss sichert dem Standort Investitionen von ca. 30 Millionen zu, auf der anderen Seite werden innerhalb der nächsten 4 Jahre ca. 330 Arbeitsplätze wegfallen. Ein Großteil davon aus dem Geschäftsbereich „Process Industries and Drives (PD)“, dessen Fertigung mit diesem Schritt aus dem Standort verschwinden wird. Zu betriebsbedingten Kündigungen wird es dabei aber nicht kommen. Im Wesentlichen soll der Arbeitsplatzabbau über ein umfangreiches Angebot von Altersteilzeit umgesetzt werden. „Der Verlust der Arbeitsplätze ist extrem bitter, der Konzern hat sich bei der Frage der Verlagerungen kaum bewegt“, blickt der Betriebsratsvorsitzende Oliver Mauer, der die Verhandlungen führte, auf die Gespräche zurück. Mauer macht deutlich, dass es deshalb im Verhandlungsverlauf vor allem darum ging ein Standortkonzept zu verhandeln, dass den Standort langfristig sichert. Durch die vielen öffentlichen Aktionen habe sich hier ab Mitte Juli das Unternehmen deutlich Gesprächsbereiter gezeigt. Im Standortkonzept sichert das Unternehmen weitreichende Investitionen im Geschäftsbereich „Motion Control“ zu. Bad Neustadt wird dabei Zentrum für digitale Anwendungen in der Metallbearbeitung und neuen Technologien. Auch möchte Siemens die hohe Fertigungstiefe ausbauen und absichern. Ein weiterer Baustein des Konzeptes ist der in ein Joint Venture mit Valeo übergegangen Geschäftsbereich „eCar“. Dieser soll kurzfristig wachsen und so Arbeitsplätze am Standort sicher. Insgesamt sagt der Konzern zu, dass bis 2020 mindesten 1700 Arbeitsplätze in Bad Neustadt bleiben und zusätzlich jedes Jahr 35 Auszubildende eingestellt werden.
"Natürlich sind die Investitionen in Zukunftstechnologien für den Standort wichtig, auf der anderen Seite sind die Abbauzahlen heftig" kommentiert der 2. Bevollmächtigte, Thomas Höhn, der IG Metall
Schweinfurt das Verhandlungspaket. Auch er spricht nicht von einem Erfolg. Aus seiner Sicht wiegt vor allem schwer, dass es nicht gelungen ist, Siemens von den Verlagerungen in Billigstandorte abzubringen. So konnte auch die zwar defizitäre, aber hochentwickelte Fertigungslinie "Prolifa" nicht am Standort gehalten werden. Für Höhn ist die Verkündung des Ergebnisses allenfalls ein Zwischenergebnis. „Wir haben im April auf Basis der Siemenspläne ein Szenario vorgestellt, dass - falls der Konzern nicht gegensteuert - bis 2020 ca. 900 Arbeitsplätze in Gefahr sieht. Die Investitionen wirken diesem Szenario entgegen. Allerdings muss es auch konkret umgesetzt werden." Höhn sieht Siemens in der Pflicht, sich an die Versprechen zu halten - im Zweifel müsse das auch konkret einfordert werden.
Die Siemens AG hatte im März bekannt gegeben im Bereich „Process Industries and Drives (PD)“ 370, sowie im Bereich „Motion Control (MC)“, 110 Arbeitsplätze am Standort Bad Neustadt zu streichen. IG Metall und Betriebsrat hatten zudem in einem Szenario deutlich gemacht, dass auf Grund der vorliegenden Äußerungen der Unternehmensseite bis 2020 sogar bis zu ca. 900 Arbeitsplätze in Bad Neustadt in Gefahr sind.



Quelle: IG Metall Schweinfurt

Bild: SW-N

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