Der Künstler Christofer Kochs (geb. 1969 in Osnabrück) umkreist in seinen Arbeiten das Thema Menschenbild aus zeitgenössischer Sicht und nähert sich diesem in Form von Serien. Eigene Weltanschauung, persönliche Erinnerungen, aktuelle Reflexionen über den Alltag und Adaptionen aus der Musik vereint er virtuos auf der Leinwand oder auf Papier in einer Malerei, in der die schwebenden Figurationen auch für eine große inhaltliche Offenheit stehen.
Seine Gemälde versteht er als Resonanzboden, der – wie die akustischen Schwingungen eines Instruments – eine Verbindung mit dem Betrachter erzeugen soll. Die Kunsthalle Schweinfurt stellt mit dieser monografischen Ausstellung die Bedeutung eines hoch begabten, jüngeren zeitgenössischen Künstlers heraus, der mit einem Hauptwerk in der städtischen Schausammlung „Wegmarken“ vertreten ist. Als weitere Station für die Ausstellung konnte der Kunstverein Ellwangen gewonnen worden, der den Künstler 2017 zeigen wird. Das unterstreicht seine Bedeutung im heutigen Kunstschaffen und gibt seiner künstlerischen Aussage auch Gewicht.
Für die erste Dauerpräsentation zur Eröffnung der Kunsthalle konnte 2009 die Arbeit „Faltungen“ erworben werden, die seither in der städtischen Schausammlung gezeigt wird. Dort ist sie im Kontext von „Natur – Landschaft – Fiktion“ zu sehen, ein Thema, das vielschichtiger denn je in das Blickfeld zeitgenössischer Künstler tritt. Das Menschenbild und die Naturdarstellung sind in der Bildenden Kunst im 21. Jahrhundert nicht mehr voneinander zu trennen, diese Sujets verschmelzen miteinander und besonders hier ist eine neue Poesie in der Bildsprache zu beobachten
Christofer Kochs aktuelles Werk zeigt gemalte Bühnen, in denen Menschen isoliert im Raum inszeniert werden. Denn Figur, Architektur und Landschaft stehen in unterschiedlichen Ebenen, werden im Sinne kubistischer Darstellungsweisen facettiert und damit entfremdet. Was auf den ersten Blick als anheimelnde Landschaftsmalerei anmutet, entwickelt sich auf den zweiten als kompliziertes und tiefsinniges Bewegungs- und Bedeutungsgeflecht. Kochs Protagonisten wirken in der traumhaften, fast surrealen anmutenden Bilderwelt isoliert und dennoch suchen sie den direkten Kontakt mit dem Betrachter, warten ab oder treten ihm im Bildraum sogar entgegen. Der schwebenden Komposition gibt der Künstler durch die Bühne im unteren Rand Halt – mal malerisch ausformuliert, mal in Form eines Materialstreifens angedeutet wie in früheren Arbeiten.
Nicht von ungefähr ist die Schweinfurter Ausstellung von ihm als „Resonanzboden“ betitelt worden. Dieser eigentlich aus dem Sprachrepertoire der Musik stammende Begriff verwendet der Künstler im Sinne eines dialogischen assoziativen Prinzips, das den Klang seiner Bilder in Schwingung versetzen und dabei verstärken soll. Diese Klangwellen treffen auf das Auge des Betrachters, nicht auf das Ohr. Eine ähnliche Wirkung, eine vielleicht unbewusste subtile Kommunikation zwischen dem Publikum und Kochs Bildern klingt ebenso in der Ausstellungssituation vor Ort an.
Kunsthistorische Bezüge herzustellen, fällt bei der Individualität seiner künstlerischen Handschrift schwer. Vielleicht ist eine der Inspirationsquellen sogar Giorgio de Chirico (1888-1978) mit seiner komplexen Bildsprache und Symbolik, der theatralischen Lichtführung mit Hell-Dunkel-Kontrasten, auch wenn dieser Bezug nicht unbedingt naheliegend ist. Andere Arbeiten wiederum lassen an den japanischen Holzschnitt des 19. Jahrhunderts denken. In der Verinnerlichung der dargestellten Handlung sowie in Bezug auf den vom Künstler evozierten Dialog von Natur und Mensch steht Kochs dem Japaner Katsushika Hokusei (1760-1849) nahe.
Das Multitalent Christofer Kochs ist in der realen Welt professioneller Musiker und fungiert im Orchester seiner Bilder als Dirigent und Solist zugleich. Seine persönliche Partitur klingt in der Melodie seines Hängekonzeptes an und in der wohlklingenden Stimmigkeit dieser Komposition. Christofer Kochs großes Können als Künstler und die tiefe Ernsthaftigkeit seiner Werke zeichnet die Schweinfurter Ausstellung in Form eines unvergleichlichen Klang- und Seherlebnis aus.
Foto in der Ausstellung Peter Leutsch, Schwebheim
Foto der Bilder Wolfgang Reiserer, Augsburg
Der Katalog zur Ausstellung kostet 15,- Euro.
Di 10.05.2016 15 Uhr
Kunstgeplauder
Mit dem Schwerpunkt „Christofer Kochs Resonanzboden"
Mit Anne Hess
Do 26.05.2016 18 Uhr
Öffentliche Abendführung
Mit Tina Hock
Kunsthalle Schweinfurt
Rüfferstraße 4, 97421 Schweinfurt
Fon Kasse: +49 (0)9721-51 4721
Fax: +49 (0)9721-51 4749
info@kunsthalle-schweinfurt.de
www.kunsthalle-schweinfurt.de
Öffnungszeiten:
Täglich: 10.00 – 17.00 Uhr, Donnerstag 10.00 – 21.00 Uhr
Montags geschlossen.
Jeder 1. Donnerstag im Monat freier Eintritt.
Führungen buchen Sie bitte unter Tel. 09721/514744
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