Von Stoff zu Metall und von Tracht zu Dach


Ausstellung: „Trachten in Unterfranken – Projekt Gewebe“

Spätestens seit das Dirndl an Volksfesten eine Wiederauferstehung feierte, wissen auch junge Damen wieder, wo die Schleife gebunden sein soll, wenn sie anbandeln wollen – oder eben nicht. Trachtenmode hat in den letzten Jahren einen Aufschwung erlebt und wird von vielen in die heutige Lebenswelt integriert. Die Tracht jedoch als regionaltypische Bekleidungsform hat ihren Ursprung ab 1800 und erlebte einen Höhepunkt um 1900 mit Besinnung auf die ländliche Romantik. Ganz kennzeichnend für Tracht: Häufig sind Farbe, Schnitt, Stoffwahl und Art des Tragens genau definiert und vorgegeben. Als anlassbezogene Kleidung bringt Tracht vor allem soziale, regionale und religiöse Zugehörigkeiten zum Ausdruck. Die Zeichen und die Geschichte der Tracht sind so umfangreich, dass sich unzählige Dissertationen im universitären Fach Volkskunde schon mit ihr beschäftigt haben. Ganz anschaulich widmet sich jetzt eine Ausstellung im Rathaus Würzburg den „Trachten in Unterfranken“.

Projekt zwischen Bezirk und Stadt
Die Ausstellung basiert auf dem Projekt „Gewebe – Textile Projekte“ zwischen Bezirk Unterfranken und dem Fachbereich Kultur der Stadt Würzburg. Sie informiert über die Entwicklung unterfränkischer Trachten, ländlicher Alltagskleidung, Materialien und Handel, Bildquellen und die regionale Trachtenvereinskultur. Trachtenfiguren und Objekte in Vitrinen zeigen den Zeichencharakter historischer Trachten. Neben Festtagstrachten wird auch Arbeitskleidung präsentiert. Neue Modelle nach historischen Vorlagen runden die Schau ab.

Das Projekt „Gewebe“ findet landesweit in 20 Städten mit 84 Veranstaltungen statt. Die textile Kunst steht im Mittelpunkt, wobei auch der Bedeutung gewebten Materials nachgegangen wird – sowohl im Design als auch in der Gesellschaft. „Gewebe“ sind Stoffe, die in der alten Webetechnik entstanden. Hierbei werden gegenläufige Fäden miteinander verbunden. So werden Strukturen geschaffen, die sich als Webmuster zeigen und aus denen ganze Bilder entstehen können. Gewebe spielen so auch in der Bildenden Kunst eine zentrale Rolle, als Bildträger wie Leinwände oder Wandteppiche und Vorhänge aber auch als Bildmotiv.


In dem Projekt zwischen Bezirk Unterfranken und Stadt Würzburg werden zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler vorgestellt, die mit verschiedenen Textilien arbeiten und eine Brücke schlagen zwischen internationalen, regionalen und lokal verorteten Techniken und Traditionen. An verschiedenen Standorten in Würzburg, wie zum Beispiel in der BBK-Galerie, dem Johanna-Stahl-Zentrum oder dem Mainfränkischen Museum, werden die Kunstwerke zu sehen sein bzw. werden Führungen zu speziellen Themen rund um das Projekt „Gewebe“ angeboten.
Mit dem Projekt will das Kulturreferat der Stadt Würzburg zusammen mit Stadtkultur e.V. die Materialität und ihre Qualitäten in den Blick rücken. Es wird gezeigt, wie Gewebe heute interpretiert und bearbeitet werden kann, von Metalltrachten bis zu spektakulären, raumeinnehmenden Installationen. Neben kunst- und kulturwissenschaftlichen geht es auch um kreativwirtschaftliche Aspekte, wie das neuartige Membrandach des Energy Efficiency Center des Bayerischen Zentrums für Angewandte Energieforschung in Würzburg verdeutlicht. Das Zentrum forscht nach neuartigen, innovativen und effizienten Baumaterialien und eröffnet einen neuen Blickwinkel auf den Begriff „Gewebe“.

Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake eröffnet die Ausstellung „Trachten in Unterfranken. Gewebe: Textile Projekte“ am Dienstag, 5. April um 17 Uhr im Oberen Foyer des Würzburger Rathauses. Zu sehen sind die Exponate bis Dienstag, 26. April 2016 zu den Öffnungszeiten des Rathauses Montag bis Donnerstag 8 bis 18 Uhr und Freitag 8 bis 14 Uhr.


BU: Auch auf solche Arten von „Gewebe“ geht die Ausstellung ein: Blick von innen auf das Dach des Bayerischen Zentrums für Angewandte Energieforschung in Würzburg. Die mehrschalige textile Gebäudehülle dient zusätzlich der Verbesserung des Wärmeschutzes. Foto: ZAE Bayern / Petra Höglmeier

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