Nachbarschaftstreffen an der Kläranlage Bad Kissingen -Im Lindes-


Dreimal im Jahr finden an den sogenannten Nachbarschaftstagen wechselnde, gegenseitige Zusammenkünfte mit den Betriebsleitern und Klärwärtern der verschiedenen Kläranlagen aus der Region Bad Kissingen/Ost und Bad Kissingen/West statt. Die Durchführung dieser Treffen obliegt der seit 1973 bestehenden DWA (Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V.). Sinn und Zweck ist es, Informationen und Neuerungen in Bezug auf Abwasserreinigungsanlagen und Kanalnetze an das verantwortliche Personal weiterzugeben. Dies geschieht durch regelmäßige Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen. Durch die Kommunikation in der Gruppe ist es möglich, auftretende Praxisprobleme gemeinsam zu besprechen und sinnvolle Lösungen zu finden. Am 15. Oktober 2014 war es wieder soweit. Abwassermeister Wolfgang Haaf in seiner Funktion als Nachbarschaftsleiter des Landkreises Bad Kissingen und ein gutes Dutzend eingeladener Gäste trafen sich in den Räumen der Kläranlage Bad Kissingen, wo sie vom zuständigen Bereichsleiter der Stadt Bad Kissingen, Alexander Pusch begrüßt wurden. Das Wasserwirtschaftsamt wurde vertreten von Birgit Imhof, Sachgebietsleiterin für die technische Gewässeraufsicht und Peter Rosenberger seines Zeichens Flussmeister und zuständig für die Überwachung der Anlagen. In seiner Einleitung hielt Wolfgang Haaf fest, dass er aufgrund regelmäßiger Schulungen durch die DWA mit den aktuellen Entwicklungen der Abwasserrichtlinien vertraut ist und diese an den jeweiligen Nachbarschaftstagen an das Personal weitergeben möchte. Schwerpunkt der Veranstaltung waren sowohl technische, als auch rechtliche Neuerungen im Betrieb von Kanalsystemen. In der Regel findet am Vormittag des Zusammentreffens eine theoretische Unterweisung mit anschließender Diskussion und Erfahrungsaustausch statt. In diesem theoretischen Teil wurde die neue Internetplattform „DaBay“ vorgestellt. Über diese Plattform müssen nun online die Daten für die jährlich geforderten Jahresberichte direkt eingegeben werden. Die Übermittlung per Postzustellung gehört nun der Vergangenheit an. Gleichzeitig ist jetzt auch ein sofortiger, gegenseitiger Leistungsvergleich der einzelnen Betreiber möglich. Zukünftig werden so alle jährlich gesammelten Eingaben weitergeleitet und bayern- bzw. deutschlandweit ausgewertet. Jeder der insgesamt 37 Kanalnetzbetreiber im Landkreis Bad Kissingen hat einen direkten Zugriff zur Datenbank und kann somit die dementsprechenden Werte und Berichte über Kanalnetze, Entlastungsbauwerke und Kläranlagen eingeben. Damit dies ohne Komplikationen verläuft und bestehende Wissenslücken geschlossen werden, gab Birgit Imhof von der technischen Gewässeraufsicht des Wasserwirtschaftsamtes die nötigen Informationen weiter und konnte kompetent auf die praxisbezogenen Fragen Hilfestellungen leisten, um einen reibungslosen Ablauf der Datenverarbeitung zu ermöglichen. Als zweites Thema stand die Klärschlammverwertung auf der Tagesordnung. Der Ausstieg aus der landwirtschaftlichen Klärschlammverwertung wurde bereits im Koalitionsvertrag geplant und von Bundes- und Landesregierung beschlossen, obwohl über dieses Vorgehen in der Europäischen Union noch Uneinigkeit herrscht. Zeitgleich tritt ab Januar 2015 eine neue Düngemittelverordnung in Kraft. Für den Klärschlamm sind somit neue Grenzwerte und Parameter anzuwenden. Die Schwermetallgrenzwerte wurden ebenfalls verschärft. Die Entsorgung über die Landwirtschaft ist im Moment noch die günstigste Variante. Andere Möglichkeiten sind z. B. die Reaktivierung im Tagebau oder auf der Deponie, Kompostierung oder Verbrennung. Das Rechen- und Sandfanggut von Kläranlagen unterliegt einer gesondert qualifizierten Entsorgung. Bei einem jährlichen Anfall von 2.000t entwässertem Klärschlamm alleine in der Kläranlage Bad Kissingen ist nachzuvollziehen, dass durch den Wegfall der landwirtschaftlichen Entsorgung in Zukunft mehr Geld für die Entsorgung des Klärschlammes aufgewendet werden muss. Nach der Mittagspause kam es zum praktischen Teil des Lehrgangs. Hierbei wurden die technischen Einrichtungen der Kläranlage Bad Kissingen besichtigt. Dies ist für gerade für die Teilnehmer mit kleineren Anlagen interessant, da die Kläranlage Bad Kissingen als „Lehranlage“ fungiert und mit ihrer modernen Technik sehr viele Verfahrensschritte und maschinelle Einrichten der Abwasserbehandlung aufzeigen kann. Oft werden während solcher Führungen Tipps zum alltäglichen Betrieb weitergegeben. Am Ende des Tages kamen alle zu dem Schluss, dass durch solche Treffen nicht nur viele Informationen gesammelt, sondern auch neue Anregungen für die tägliche Arbeit gewonnen werden.



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