Das war der Nachsommer Schweinfurt 2014


Nach vier Wochen, neun Konzerten und knapp 3000 Besuchern ging der diesjährige
Nachsommer Schweinfurt am vergangenen Samstag zu Ende. Nach vielen kleinen und
großen Höhepunkten waren es zwei herausragende Konzerte in der Kunsthalle, die dem
Musikfestival einen schönen Schlusspunkt bescherten.
Alles begann mit Greg Pattillo’s Project Trio. Das glänzend aufgelegte New Yorker
Kammermusik-Trio begeisterte die Zuschauer in der SKF Halle 410 – und das trotz
sommerlicher Temperaturen vor und in der Halle. Ihre Version von klassischer Kammermusik
hat kaum noch etwas mit den gemeinhin bekannten „steifen“ Konzerten, denn sie mischen
Klassik mit Hip-Hop, Jazz und Avantgarde und gestalten auch ihre Bühnenshow
entsprechend – allen voran Greg Pattillo an der Querflöte, der in Jethro-Tull-Manier mit
ganzem Körpereinsatz spielt. Weiter ging es mit dem A-cappella-Ensemble Les Brünettes,
das in der ausverkauften SKF Halle 410 die starken Frauen dieser Welt besang, mit eigenen
Kompositionen und Coverversionen bekannter Songs wie Edith Piafs „L’Homme à la Moto“.
Ein neues Konzept in diesem Jahr war die Junge Bühne „im:puls“. Hier wurden und werden
professionelle Musiker und Ensembles, die am Beginn ihrer internationalen Karriere stehen,
eingeladen, sich dem Schweinfurter Publikum zu präsentieren. In diesem Jahr stand auf der
Jungen Bühne das Jazz-Trio Three Fall, die mit ihrem ganz eigenen Stil zwischen Jazz,
Weltmusik und Elektronik das Publikum zu begeistern wussten. Und auch wenn die drei
Jungs am nächsten Morgen bereits um 7 Uhr im Flieger nach Ägypten saßen, ließen sie es
sich nicht nehmen, mit ihren neuen Fans im Anschluss anzustoßen. Als Local Support Act
war Passion4Saxxes dabei, das Schweinfurter Saxophon-Quartett, bestehend aus Schülern
des Celtis-Gymansiums.
Ganz anders ging es bei den Soneros de Verdad zu. Die gestandene Band aus Kuba rund
um Mastermind Luis Frank Arias spielte vor ausverkauftem Saal traditionellen Son. Die
heißen Rhythmen brachten das Publikum schnell in Stimmung (und zum Tanzen), und auch
ohne Spanischkenntnisse erschloss sich der Sinn der gefühlvollen Lieder. Auch bei den
Bubble Beatz war schnell klar, wohin die Reise geht. Das Schweizer Percussion-Duo
arbeitete sich an der ‚Trash-Machine‘ zu elektronischen Soundfiles ab und bestach dabei vor
allem durch Präzision, perfektes Zusammenspiel und nicht zuletzt mit durchtrainierten
Oberkörpern. Präzision stand auch bei dem Konzert von Nils Wülker im Vordergrund. Der
große Jazz-Trompeter zeigte zusammen mit seiner Band, wie man sein Publikum auch mit leiseren Tönen einnehmen kann. Ein zauberhafter Abend, der zugleich der letzte Abend in
der SKF Halle 410 für dieses Jahr war.
Noch immer finden wir es sehr schade, dass wir Salut Salon ziehen lassen mussten, doch
ein TV-Auftritt ist für jeden Künstler etwas Besonderes, so dass wir „Verstehen Sie Spaß?“
natürlich nicht im Weg stehen wollten. Dass uns der musikalische Programmakzent, den das
Kammerensemble verkörpert, im Nachsommer 2014 fehlte, fiel vielleicht gar nicht so auf,
denn Annett Louisan hat an diesem Abend viele strahlende Gesichter gezaubert und zeigte
sich nach fünfjähriger Pause in Schweinfurt gereift und ungemein präsent.
Ein ganz besonderer Abend war das Konzert mit dem Ausnahme-Pianisten Francesco
Tristano in der Kunsthalle. Der große Saal dort, mit vollflächig weißen Wänden und der
hohen Decke, eignet sich ungemein für eine performative, visuelle Bespielung in Kombination
mit der musikalischen Darbietung. Das war auch das experimentelle Konzept von
„Piano.Next“: Francesco Tristano spielt an Flügel und Keyboard, dazu gibt es eine synchrone
visuelle Projektion an der Wand hinter ihm. Ein Experiment, das geglückt ist, und das
Publikum in Erstaunen und Begeisterung versetzt hat. Das Abschlusskonzert des
Nachsommer Schweinfurt 2014 wurde von „the jazz voice of Berlin“ Lisa Bassenge
bestritten – ein gebührender Abschluss, denn auch ohne Projektionen hat die Sängerin es
geschafft, den Fokus des Publikums ganz auf sich zu ziehen. Auch musikalisch war dieser
Abend noch einmal hervorragend, die Zuhörer ließen die Band und sie erst nach einer
zweiten Zugabenrunde von der Bühne gehen.






Nach 15 Jahren ist der Nachsommer als ‚Festival der Grenzüberschreitungen‘ zwischen
musikalischen Stilen und Genres fester Bestandteil der fränkischen Kulturlandschaft. Er ist
aus dem Kulturleben der Stadt nicht mehr wegzudenken und steht für die Verbindung von
Kunst und Industrie, die für Schweinfurt so charakteristisch ist. An dieser Stelle ein großes
Dankeschön an alle Sponsoren und Partner, an Freunde und Helfer, an Künstler und
Publikum! Das Nachsommer-Team freut sich nun schon auf das kommende Jahr und die 16.
Ausgabe des grenzüberschreitenden Schweinfurter Musikfestivals im September 2015.

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