Das Bad Kissinger Rathaus als Unterrichtsraum


Das Bad Kissinger Rathaus als Unterrichtsraum



Oberbürgermeister Kay Blankenburg und das Team der Stadtverwaltung empfangen etwa siebenmal pro Jahr Klassen der Bad Kissinger Grundschulen. In den Lehrplänen ist dieser Besuch verankert. Neben dem Kennenlernen der Verwaltung steht das Stadtoberhaupt den Kleinen Rede und Antwort - auf jede Frage.

Schöner und anschaulicher kann Unterricht nicht sein. Anstatt im HSU-Unterricht nur theoretisch über die Stadt Bad Kissingen und Politik zu sprechen, hat die 4b der Sinnberg-Volksschule einen Wandertag ins Rathaus gemacht. Hier haben die Kinder zunächst das Rathaus an sich kennengelernt. Gebaut wurde dieses 1707 nach den Plänen des fränkischen Baumeisters Johann Dientzenhofer für die Adelsfamilie der von Eußenheims. Bis 1927 bewohnte diese das eigentlich als Schloss errichtete Gebäude. Erst 1928 kaufte die Stadt das Gebäude für 242.500 Reichsmark und nutzt es seit dem als Verwaltungssitz.

Danach gab es Politik zum Anfassen. Oberbürgermeister Kay Blankenburg empfing die Kinder im Sitzungssaal des Rathauses. Dieser war hergerichtet, wie bei einer Stadtratssitzung, die Namensschilder der Stadträte waren an ihren Plätzen und eine Erfrischung gab es obendrauf. Blankenburg stellte sich gerne den Fragen der Kinder und erklärte jede einzelne geduldig. So tauchte auch die Frage auf, was denn eine Ausschusssitzung ist. „Der Bad Kissinger Stadtrat hat 30 Mitglieder und den Oberbürgermeister als stimmberechtigtes Mitglied. Daraus ergibt sich also eine ungerade Zahl, das heißt bei einer Abstimmung kann es nie unentschieden stehen. Der Stadtrat entscheidet aber nicht alles. Kleinere Sachen und Spezialfragen werden von 11 Mitgliedern des Stadtrates im Ausschuss besprochen“, beschrieb der OB. In Bad Kissingen gibt es den Bau-, Finanz-, Sozial- und Wirtschaftsausschuss. Die Sitzungen seien öffentlich, jeder kann zuhören, aber nicht reinreden, so Blankenburg.

Die Kinder von Klassenleiterin Erika Hable hatten auch eine Art „Wunschzettel“ mitgebracht, auf dem Dinge standen wie eine neue Rutsche und drei unterschiedlich hohe Stangen zum Turnen auf dem Spielplatz in Winkels. „Wir haben uns mit dem Familienbeirat alle Spielplätze in der Stadt angesehen und gesagt welchen wir neu machen oder reparieren. Das ist das Spielplatzkonzept. Nach dem richten wir uns bei den Spielplätzen der Stadt. Euren nehmen wir uns noch vor“, versprach Blankenburg.

Auf die Frage nach den Pflichten eines Oberbürgermeisters antwortete er: „Nach dem Amtseid, den wir leisten, sind wir verpflichtet die Gesetze zu achten und die Interessen der Stadt zu wahren. Das heißt wir müssen auf den Haushalt achten, die Beschlüsse der Stadträte befolgen und die Stadt voranbringen - also sehen ob wir den Kanal erneuern müssen oder ob die Steuern reichen.“ „Reichen denn die Steuern“, wollten die Viertklässler wissen. „Nein, in Bad Kissingen nicht. Ich habe sie trotzdem fünf Jahre lang nicht erhöht“, so der OB.

Interessant war für die Kinder auch die Frage, ob Blankenburg US-Präsident Barrack Obama, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bürgermeister aus der gesamten Welt kennt. Zwar kennt Blankenburg nicht jeden Bürgermeister, aber doch aus allen Partnerstädten, Vernon, Massa und Eisenstadt und allen Städten, die zusammen mit dem Weltbad UNESO-Weltkulturerbe werden wollen. „Angela Merkel habe ich schon einmal live in der Wandelhalle bei einem Vortrag gesehen. Aber ich habe ihr nie die Hand geschüttelt oder mit ihr gesprochen“, sagte Blankenburg. Obama kenne er nur aus dem Fernsehen. „Wobei ich feststelle, dass er schon ganz schön alt geworden ist“, schmunzelte der OB.

Auch vor privaten Fragen hat Kay Blankenburg keine Scheu. „War Oberbürgermeister schon als Kind ihr Traumberuf“, fragten einige Schüler. Was Blankenburg verneinte. Er wäre gerne Fußballprofi geworden, aber mit Brille sei das schwierig gewesen. Hätte das geklappt wäre er allerdings heute schon in Rente, so Blankenburg mit einem Augenzwinkern.

Auch die Kommunalwahl stand auf den vorbereiteten Zetteln der Grundschüler, wie beispielsweise, ob sich Blankenburg wieder zu Wahl stellt. Und das tut er. Er habe seine Frau gefragt und „die hat gesagt ich darf“, antwortete das Stadtoberhaupt. Wen er wählen wird, wisse er schon jetzt ganz genau. Er halte es da wie Konrad Adenauer, der mit einer Stimme Mehrheit zum ersten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt wurde, seiner eigenen. Blankenburg plauderte sogar aus dem privaten Nähkästchen: „Ich bin verheiratet. Meine Frau heißt Michaela und ist eine waschechte, gebürtige Bad Kissingerin. Wir haben beide in Würzburg studiert, dort habe ich sie kennengelernt. 1989 habe ich Micha dann im Trausaal im Bad Kissinger Rathaus geheiratet - es war das klügste, was ich je getan habe.“ Im Urlaub laufe, wandere schwimme und fahre er gerne Rad, am liebsten an der Ostsee, verriet er. Für seine 1109 Facebook-Freunde erntete er von den Schülern ein anerkennendes „Wow“.

Übrigens spielen die Viertklässler im Trausaal bei ihren Besuchen immer eine Eheschließung nach. Zum Abschied bekamen sie ein kleines Geschenk und etwas Süßes.

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