Bundestagsabgeordnete informierten sich zu Forschungsthemen



 Drei SPD-Politiker nutzten die Sommerpause des Deutschen Bundestages, um sich am Uniklinikum über Aspekte aus der medizinischen Forschungslandschaft Würzburgs zu informieren.

 

Am 8. Juli dieses Jahres statteten drei SPD-Politiker dem Uniklinikum Würzburg (UKW) sowie dem Rudolf-Virchow-Zentrum in Würzburg einen Besuch ab. Das Gästetrio bestand aus Oliver Kaczmarek, Sprecher für Bildung und Forschung der SPD-Bundestagsfraktion, René Röspel, stellvertretender Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion für Forschung, sowie Bernd Rützel, Bundestagsabgeordneter aus dem Wahlkreis Main-Spessart und Miltenberg. Die Politiker nutzen derzeit die Sommerpause des Bundestags, um vor Ort mehr über ausgewählte Forschungseinrichtungen in Deutschland zu erfahren.

Als Einstieg präsentierte Prof. Dr. Stefan Frantz, der stellvertretende Ärztliche Direktor des UKW, das Klinikum als mit über 7.300 Beschäftigten größten Arbeitgeber Würzburgs. „Abhängig von der jeweiligen Fachrichtung ist es das Krankenhaus der höchsten Versorgungsstufe für ein bis zwei Millionen Menschen in einer weitgehend ländlich geprägten Region“, erläuterte der Kardiologe. Nach seinen Worten sorgen ferner zahlreiche Kooperationspartnerschaften mit externen Kliniken und Einrichtungen für eine flächendeckend sehr gute Krankenversorgung in Mainfranken und den angrenzenden Gebieten.

 

Diverse Fördermaßnahmen für forschende Ärzt*innen

Anschließend leitete Prof. Dr. Matthias Goebeler in seiner Funktion als Sprecher des Interdisziplinären Zentrums für Klinische Forschung (IZKF) zur medizinischen Forschung als Hauptthema des Treffens über. Der Dermatologe schilderte den Mangel an qualifiziertem wissenschaftlichem ärztlichem Nachwuchs als eine der großen Herausforderungen der Universitätsmedizin. Eine Herausforderung, auf die in Würzburg schon seit etlichen Jahren mit gezielten Fördermaßnahmen, wie zum Beispiel Clinician Scientist-Programmen und dem Integrative Clinician Scientist College oder zuletzt dem Advanced Clinician Scientist Programm, reagiert wird. Und das mit einigem Erfolg. „Die Programme bewirken, dass unsere forschenden Ärztinnen und Ärzte nicht in der klinischen Arbeit untergehen und wissenschaftliche Arbeit für sie kein ‚Freizeitvergnügen‘ sein muss“, fasste Prof. Goebeler zusammen.

 

NCT: Für eine noch bessere Translation

Damit die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Krebsforschung möglichst schnell zu einer signifikanten Verbesserung der Patientenversorgung und Lebensqualität führen können, wurde im vergangenen Jahr das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen Würzburg, Erlangen, Regensburg und Augsburg – kurz NCT WERA – gestartet. Nach einer Konzeptionsphase von einem Jahr, in dem das NCT-Netzwerk zusammenwachsen soll und sich einer neuen Begutachtung unterziehen wird, wird es seinen Betrieb aufnehmen. Dazu wird ein neues Gebäude in Würzburg entstehen, in dem neue Professuren und Nachwuchsgruppen sowie patientenrelevante Bereiche – wie interdisziplinäre Sprechstunden und Therapieambulanzen, eine Patientenakademie und ein Patientenbüro – untergebracht werden. „Der Fokus des NCT liegt auf der Klinischen Translation und Innovation, die in Deutschland nach wie vor den Flaschenhals in der Translationskette bilden“, unterrichtete Prof. Dr. Hermann Einsele, der Würzburger Standort-Koordinator des neuen Zentrums, die Politiker. Nach den Ausführungen des Krebsexperten bringt die Würzburger Universitätsmedizin als besondere Stärken die T-Zell-basierte Immuntherapie, Ubiquitin-basierte Therapeutika sowie Modelle für Leistungen in der onkologischen Versorgung des ländlichen Raumes mit modernster Diagnostik und innovativer Therapie sowie Studienkonzepten in das NCT WERA ein.

 

RVZ: Forschung an Schlüsselproteinen auf höchstem Niveau

Im Anschluss stellte Prof. Dr. Caroline Kisker die vielfältigen Forschungsbereiche des von ihr geleiteten Rudolf-Virchow-Zentrums – Center for Integrative and Translational Bioimaging (RVZ) vor. Bei einem kleinen Rundgang gewannen die Abgeordneten ein direktes Bild von der zur Uni Würzburg gehörenden Einrichtung. So konnten sie sich bei Prof. Dr. Hermann Schindelin über die Strukturbiologie und Wirkstoffentwicklung informieren und selbst eine Wirkstoffstruktur in das 3D-Modell eines Proteins einfügen, das zuvor am Computer modelliert worden war. Bei der Besichtigung des Labors von Prof. Dr. Katrin Heinze zeigten sie sich beeindruckt von den Möglichkeiten der hochauflösenden Mikroskopie. Auch für einen kurzen Blick ins Schülerlabor des RVZ blieb noch Zeit und alle waren sich einig, wie wichtig es ist, schon früh die Begeisterung für die Wissenschaft zu wecken.

 

Das HIRI: Modernste Technologien für die RNA- und Infektionsforschung

Oliver Kaczmarek und René Röspel besichtigten zudem noch das dem RVZ benachbarte Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI). Dort präsentierten ihnen Prof. Dr. Chase Beisel, Forschungsgruppenleiter, und Verwaltungsleiterin Alice Hohn die Arbeitsschwerpunkte ihres Instituts und stellten den geplanten HIRI-Neubau vor. Bei einem Gang durch die Labore erfuhren die Gäste mehr über modernste Verfahren im Bereich Einzelzell-Sequenzierung und erhielten Informationen aus erster Hand zu aktuellen Erkenntnissen über SARS-CoV-2. Die Abgeordneten waren begeistert von den Forschungserfolgen des HIRI, darunter LEOPARD – eine neue Technologie, die das Potenzial hat, die medizinische Diagnostik nicht nur von Covid-19, sondern auch von Tuberkulose, Sepsis oder seltenen genetischen Erkrankungen zu revolutionieren.

Am Ende des Informationsnachmittags lobten die Politiker die vorgestellten Strukturen und Leistungen. So kommentierte Oliver Kaczmarek: „Unser Besuch in Würzburg hat ein weiteres Mal gezeigt, dass in Deutschland an ganz vielen Stellen exzellente Forschung getrieben wird – eben nicht nur in den großen Zentren.“

 

 

Bildunterschrift:

 

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Beim sommerlichen Politiker-Besuch (von links): MdB Oliver Kaczmarek, Prof. Hermann Einsele, MdB René Röspel, Prof. Caroline Kisker, Prof. Stefan Frantz, Prof. Matthias Goebeler sowie MdB Bernd Rützel.

 

Bild: Margot Rössler / Uniklinikum Würzburg

 

 

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