Bad Kissingen - Knallig rot, mit Blaulicht, Sirene und Lautsprechern bestückt, im Gepäck jede Menge Handwerkszeug für Rettung und Bergung – so stellt man sich das klassische Feuerwehrfahrzeug vor. Was bei großen Schadensereignissen aber auch wichtig ist, ist Organisation und Koordination. Für diese wichtigen Aufgaben gibt es spezielle Einsatzleitwagen mit jeder Menge hochmoderner Kommunikationstechnik an Bord – quasi rollende Kommandozentralen.
Ein solches Einsatzleitfahrzeug hat der Landkreis Bad Kissingen im Rahmen des Katastrophenschutzes kürzlich beschafft. Künftig wird es bei der Feuerwehr Oerlenbach stehen. Dort wurde es nun offiziell, wenn auch Corona-bedingt in kleiner Runde, übergeben. „Ich freue mich sehr, dass wir nun über ein hochtechnisiertes Fahrzeug verfügen. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag für schnelle Hilfe im Landkreis, aber auch außerhalb“, so Landrat Thomas Bold, „Natürlich hoffen wir, dass der Einsatzleitwagen möglichst wenig zum Einsatz kommen muss. Aber es ist wichtig, für gewisse Szenerien gewappnet zu sein, denn die Unversehrtheit der Bürgerinnen und Bürger hat oberste Priorität.“
In Schadens- oder Katastrophenfällen ist es wichtig, nah am Ort des Geschehens zu sein. Deswegen braucht es eine mobile Ausstattung, die in kurzer Zeit in Betrieb ist. Darum auch das neue Fahrzeug. Dieses wird künftig bei größeren Schadenslagen (z.B. Hochwasser), in Katastrophenfällen oder auch bei Feuerwehreinsätzen genutzt. Über die Integrierte Leitstelle Schweinfurt kann es außerdem, zusammen mit der Besatzung, angefordert werden, wenn aufgrund eines großen technische Hilfeleistungseinsatzes alarmiert wird.
Genutzt wird das Fahrzeug von der Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung (kurz: UG-ÖEL). Diese Gruppe unterstützt bei Schadens- oder Katastrophenfällen den örtlichen Einsatzleiter u. a. in den Bereichen Kommunikation, Dokumentation und Lagekartenführung. Denn je höher der Organisations- und Koordinationsbedarf bei einem Einsatz ist, desto mehr geschulte Experten braucht es, um die Lage in den Griff zu bekommen und die Bevölkerung zu schützen. Aufgrund ihres hohen Spezialisierungsgrades gibt es nur eine solche Unterstützungsgruppe im Landkreis. Sie wird vom Landratsamt unterhalten und wird im gesamten Landkreis bei Großschadenslagen eingesetzt.
Bei der UG-ÖEL laufen alle Fäden zusammen, sowohl telefonisch als auch über Funk zwischen Einsatzleiter, Abschnittsleitern, Integrierter Leitstelle und Landratsamt.
Der UG-ÖEL im Landkreis Bad Kissingen steht nun ein Fahrzeug zur Verfügung, das voll und ganz auf die Anforderungen bei größeren Einsätzen zugeschnitten ist. Neben einem abgetrennten Funk- und Kommunikationsbereich mit drei Arbeitsplätzen, wird ein Besprechungstisch für bis zu sechs Personen sowie ein Sichter- und Dokumentationsarbeitsplatz bereitgehalten. Ausgestattet wurde „Kater Bad Kissingen 13/1“ – so der Funkrufname des Neuwagens – natürlich mit der notwendigen Digitalfunktechnik sowie einer hochmodernen Telefon-, Internet- und Netzwerkanlage. Ebenso stehen eine Satelliten-Anlage, eine Wetterstation und ein auf zehn Meter über dem Boden ausfahrbarer Funkmast zur Verfügung. Der Funkraum dient bereits während der Anfahrt zum Einsatz zugleich als Mannschaftsraum, da hier drei Sitz- und Arbeitsplätze vorhanden sind. Somit ist es möglich den Funkverkehr mitzuhören und erste Lageeinschätzungen zu treffen. Bei Ankunft am Einsatzort kann daher unverzüglich mit der Arbeit begonnen werden. Via Mobilfunk, Satellit oder externer Quelle per LAN oder W-LAN kann eine Internetverbindung aufgebaut werden, alle notwendigen Informationen per Internet abgerufen werden und der Einsatz mit dem Führungsunterstützungssystem LUMIS digital geführt werden. Bei Bedarf kann der Einsatz von andere Behörden wie dem Landratsamt Bad Kissingen mitgelesen werden und bei Ausweitung der Lage stehen somit sämtliche Informationen der Katastrophenschutzbehörde zur Verfügung, um weitere notwendige Koordinierungsaufgaben unverzüglich einzuleiten.
Die Kosten belaufen sich auf ca. 580.000 Euro, wovon 150.000 Euro durch den Freistaat Bayern aus Mitteln des Katastrophenschutzes gefördert werden.
Das alte Einsatzleitfahrzeug musste nach 15 Jahren ersetzt werden, da die eingebaute Technik den Anforderungen, die an ein solches Fahrzeug gestellt werden, nicht mehr entsprach.
Bildquelle: jeweils Herr Klaus Plescher. Auf Image3 (v.l.n.r.): Herr Landrat Bold, Herr Bürgermeister Nico Rogge und Herr Marco Braunschweig.
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