Schweinfurt (POW) „Wie wird das neue Sankt Anton aussehen?“ Diese Frage stand im Mittelpunkt des Gemeindeabends am Mittwoch, 22. Juni, im Schweinfurter Pfarrheim Sankt Anton. Vor mehr als 100 Gemeindemitgliedern und Interessierten stellte das Architekturbüro Brückner & Brückner aus Würzburg die Planungen für die Pfarrkirche und die Pfarreigebäude vor. Das Projekt habe Modellcharakter im Bistum Würzburg, sagte Dekan Stefan Redelberger, Leiter der Pfarreiengemeinschaft „Schweinfurt-Nord: Sankt Anton – Maria Hilf“: „Aus der bisherigen Pfarrkirche und den Pfarreigebäuden soll ein kirchlich-soziales Zentrum werden.“ Der Umbau des Pfarrzentrums Sankt Anton sei eine „wichtige Aufgabe“, hatte auch Generalvikar Thomas Keßler bei der Haushalts-Pressekonferenz im Frühjahr 2016 betont. Der Umbau soll im Frühjahr 2017 beginnen und 2020 abgeschlossen sein.
„Kirche ist mehr als ein Gottesdienstraum“, sagte Architekt Christian Brückner. „Die Grundidee ist es, gemeinsame Räume für Kirche und Caritas zu schaffen und dieses Zentrum mit Leben zu füllen.“ Eine Attraktion des Abends war ein Styropor-Modell der „neuen“ Pfarrkirche Sankt Anton. Verschwunden war das große Fenster, das die Kirchenfassade dominiert, wenn man auf dem Vorplatz steht. Stattdessen planen die Architekten mit einer Glasfassade, durch die man auch in die Kirche gelangen soll. „Wir wollen aus dem Fenster eine Tür machen“, sagte Brückner. In das ehemalige Hauptschiff sollen Zwischengeschosse eingezogen werden. Geplant ist ein Zentrum, dessen Räume für Besprechungen, Begegnungen oder Meditationen genutzt werden können – von der Kirche, der Caritas, aber auch von den Gläubigen, etwa für den Trösterkaffee nach einer Beerdigung oder für Familienfeiern. „Die Grundidee ist, dass man gemeinsame Räume hat.“
Das Fenster ist natürlich nicht wirklich verschwunden. In Absprache mit dem Amt für Denkmalpflege soll es aus- und auf einer neuen Achse wieder eingebaut werden. Der Blick von oben in das Modell zeigte den neuen, nun quadratischen Gottesdienstraum mit großen Fenstern auf allen Seiten. Anstelle der bisher rund 700 Sitzplätze bietet er etwa 200 Sitzplätze, die kreisförmig angeordnet sind. Mit zusätzlicher Bestuhlung finden aber auch 300 Gläubige Platz.
Die Seitenflügel links und rechts von der Kirche werden umgenutzt. Im linken Seitenflügel werden der neue, kleinere Pfarrsaal und ein Bürgercafé untergebracht. Der rechte Seitenflügel wird von der Caritas genutzt, außerdem befinden sich hier das Pfarrbüro sowie Räume für die Selbsthilfegruppe Kreuzbund. „Wir müssen nicht in allen Pfarreien der Stadtkirche Schweinfurt große Säle vorhalten, die selten genutzt werden“, erklärte Redelberger. Jutta Münch, Geschäftsführerin des Caritasverbands für die Stadt und den Landkreis Schweinfurt, gab einen kurzen Überblick über die Dienste und Einrichtungen der Caritas, die im neuen Sankt Anton einen Platz finden werden. Dazu gehören beispielsweise der Allgemeine soziale Beratungsdienst und die Asylsozialberatung, aber auch die Gemeindecaritas, der Sozialpsychiatrische Dienst und das Tageszentrum für seelisch kranke Menschen. „Kirche kann von Caritas profitieren und Caritas von der Kirche“, sagte Münch.
Auch der alte Pfarrsaal wird umgebaut. Neben dem Kindergarten sollen hier auch die schulvorbereitende Einrichtung und die Frühförderstelle der Julius-Kardinal-Döpfner-Schule untergebracht werden. Redelberger rechnet auch hier mit Synergie-Effekten. Es gebe bereits Treffen, in denen über die inhaltliche und konzeptionelle Zusammenarbeit gesprochen werde. Münch waren zudem Begegnungsmöglichkeiten zwischen den Generationen wichtig, beispielsweise zwischen Kindern und den Bewohnern des Caritas-Alten- und Pflegeheims Maria Frieden. „Wir wollen das fördern und begleiten.“
„Das neue Sankt Anton wird ein Rückzugsort für alle Menschen sein“, ergänzte Marion Hammer vom Fachdienst Gemeindecaritas. „Wir wollen Leben an diesen Ort bringen – mit Stühlen auf der Terrasse, Menschen, die einen Cappuccino trinken, spielenden Kindern“, beschrieb sie ihre Vision. „Das neue Sankt Anton ist Kirche von heute und von morgen“, sagte Redelberger. Man wolle den Umbau nicht nur für die drei bis fünf Prozent Gottesdienstbesucher machen, „sondern für die 100 plus Prozent Menschen in Schweinfurt und um Schweinfurt herum“. In dieser Größenordnung und mit den vielen verschiedenen Einrichtungen, die künftig unter einem Dach zu finden sind, habe das Projekt Modellcharakter für das ganze Bistum. Kirchenpfleger Ottmar Prell schätzte die Kosten für die Gesamtmaßnahme nach derzeitigen Berechnungen auf rund 15 Millionen Euro.
Die Architekten stellten auch einen Zeitplan für den Umbau vor. Er sieht folgendermaßen aus: Baubeginn ist im Frühjahr 2017. Mitte 2018 soll der alte Pfarrsaal fertig sein, damit die Caritas Schulen gGmbH mit ihren Einrichtungen einziehen kann. Diese habe aufgrund des Bedarfs einen großen Zeitdruck, war Redelbergers Erklärung, warum der Umbau gerade hier beginnt. Im Jahr 2019 sollen die Umbauarbeiten am rechten und linken Seitenflügel sowie am neuen gemeinsamen Zentrum – dem ehemaligen Hauptschiff der Pfarrkirche – beendet sein. Als letzter Bauabschnitt soll im Jahr 2020 der Umbau der Kirche als „Herzstück“ des Projekts abgeschlossen werden. Während des Umbaus der Kirche sollen die Gottesdienste im neuen Pfarrsaal stattfinden.
sti (POW)
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