Schweinfurt-Würzburg: ``Wissen ist Macht`` – bei Datenflut berät das Labor für Systemsimulation und intelligente Datenanalyse


„Wissen ist Macht“ – bei Datenflut berät das Labor für Systemsimulation und intelligente Datenanalyse

Lehrstuhl-Porträt: Bereitstellung von Verfahren, um schnell und effizient an benötigte Informationen zu kommen


Immense Datenmengen werden bereitgestellt und müssen effizient ausgewertet werden. (Foto FHWS-Archiv)

Wissen ist Macht – dann müssten eigentlich alle, die über einen Internet-Zugang verfügen, mächtig sein. Doch nicht die Menge und die ununterbrochene Bereitstellung von Informationen allein zählt: Das wichtigste Wissen ist zu wissen, was jeweils wichtig ist.

Das Problem mit dem „modernen Umgang mit der Datenflut“ – auch „Big Data“ genannt – beschäftigt auch Unternehmen. Einem in Schweinfurt produzierenden Industrieunternehmen stellte sich das folgende Problem: „Wir haben einen vollautomatisierten Produktionsprozess in unserer Fertigung, den wir optimieren müssen. Wir produzieren im Moment zu viele fehlerhafte Teile und wissen nicht, wo genau in unserem Fertigungsprozess die ursächliche Schwachstelle liegt.“ Die Empfehlung, sie mögen erst einmal den Prozess und die daraus resultierenden Daten sichten und analysieren, um die Ursache(n) zu finden, half nicht: Der Fertigungsleiter: „Daten habe ich genug, ja, im Überfluss. Wir fertigen mit zehn Bearbeitungszentren in dem betreffenden Prozess, und an jeder Einheit werden an je zehn Prozessparametern pro Sekunde jeweils circa 5 bis10 Messwerte erfasst, d.h., wir bekommen pro Sekunde aus unserem Prozess über die Sensoren mindestens tausend Datensätze gemeldet. Ich habe in der ganzen Firma keine Maschine, kein Verfahren, keinen Algorithmus und keine Software, die mir diese immens großen Datenmengen vernünftig auswerten kann. Bevor wir die Analyse starten und das Auswerteverfahren überhaupt begonnen hat, frisst sich jede Software fest und jede Datenbank geht in die Knie, das Programm stützt ab, Excel reagiert nicht mehr, und das war’s.“

Seit Juli 2014 ist an der Hochschule Würzburg-Schweinfurt am Standort Schweinfurt ein neues Labor eingerichtet worden, das sich unter der Leitung von Professor Dr. Kurt Schwindl mit dieser Problemstellung beschäftigt. Das Labor für Systemsimulation und intelligente Datenanalyse (kurz SYSIDAT) setzt sich mit der Fragestellung auseinander, wie Verfahren funktionieren oder entwickelt werden können, um schnell und effizient an die benötigten und wesentlichen Informationen zu gelangen.

„Wir haben uns“, so Professor Schwindl, „auf die Simulation und Analyse hochkomplexer Prozesse und Unternehmensabläufe, z.B. in der Fertigung oder in der unternehmensinternen Logistik, spezialisiert, um die in diesen Systemen und Prozessen generierten, anfallenden und gewonnenen Daten zu analysieren und damit die Unternehmensprozesse zu optimieren und die System- und Prozesseigenschaften zu verbessern. Durch den Einsatz moderner Software (PlantSimulation /Tecnomatix, Wolfram Mathematica, Wolfram SystemModeler, SPSS und R) sind wir in die Lage, komplexe und vernetzte Prozesse, Systeme und darin ablaufende geschäftsprozessrelevante Szenarien abzubilden, zu simulieren und zu analysieren, um daraus die erforderlichen Kenntnisse und Informationen zur Optimierung des Gesamtsystems abzuleiten.“

Die Beschäftigungsfelder und das Dienstleistungsspektrum in Forschung und Lehre setzt sich aus folgenden Themengebieten zusammen:

Intelligente Datenanalyse
Marktforschung
Prozessoptimierung
Materialflusssimulation
Systemanalyse und –Optimierung
Operations Research

Das Labor SYSIDAT ist eingebettet in eine große Bandbreite an Forschungs­ und Industrieprojekten an der Hochschule, deren Erkenntnisse unmittelbar in die Lehre einfließen. Es ermöglicht, Seminare für Materialflussoptimierung und Systemanalyse sowie -optimierung anzubieten, in denen die Studierenden eigene Erfahrungen mit praxisrelevanten Szenarien erleben und ihr theoretisches Wissen in selbst erstellten Simulationsmodellen umsetzen und mit diesen experimentieren können.

Das Labor steht im Rahmen von Drittmittelprojekten über den Hochschulbereich hinaus auch interessierten Firmen zur Verfügung, die Dienstleistung und Unterstützung in diesem Bereich suchen. Studierende, die im Rahmen ihrer Master- oder Bachelor-Arbeit an dieser oder einer ähnlichen Fragestellung interessiert sind, können sich an Professor Dr. Kurt Schwindl wenden.




Zur Person:
Kurt Schwindl studierte Technische Physik und Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule München und an der Universität Passau. Nach dem Studium war er acht Jahre bei MAN Nutzfahrzeuge AG in München überwiegend in leitender Funktion im Bereich der Produktions- und Ersatzteillogistik tätig. Während seiner beruflichen Tätigkeit promovierte er als externer Doktorand an der westfälischen Wilhelms­Universität Münster am Institut für Wirtschaftsinformatik am Lehrstuhl für Quantitative Methoden (Operations Research and Informations Systems). Die Berufung zum Professor an die Fakultät für Wirtschaftsingenieurwesen der FHWS erfolgte zum März 2010. Professor Schwindl ist seit Juli 2014 Leiter des Labors für Systemsimulation und intelligente Datenanalyse (SYSIDAT) und Leiter des Masterstudiengangs Wirtschaftsingenieurwesen.


Quelle: Hochschule Würzburg-Schweinfurt

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