Stadtarchiv und Universität Würzburg geben Aufsatzsammlung über Lorenz Fries heraus


Stadtarchiv und Universität Würzburg geben Aufsatzsammlung über Lorenz Fries heraus

Nicht nur ein einfacher bischöflicher Sekretär

Der Name Lorenz Fries ist unauslöschlich mit Würzburg verbunden. Lorenz Fries, gestorben 1550, war Sekretär und Archivar von drei Bischöfen und Chronist des Hochstifts Würzburg. Fries gilt als bedeutendster fränkischer Geschichtsschreiber des 16. Jahrhunderts. Seine Hauptwerke sind „Die Würzburger Bischofs-Chronik“, „Die Geschichte des Bauernkriegs in Ostfranken“ und die „Hohe Registratur“. Auch heute noch ist Lorenz Fries und sein Werk Gegenstand historischer, kunsthistorischer und landesgeschichtlicher Forschungen. So beschäftigte sich im Februar 2012 eine Tagung der Julius-Maximilians-Universität und des Stadtarchivs Würzburg mit dem bischöflichen Sekretär und seinem Werk. Jetzt wurden die Beiträge aus dieser Tagung in einem Sammelband zusammengefasst. „Lorenz Fries und sein Werk. Bilanz und Einordnung“ heißt die wissenschaftliche Aufsatzsammlung, herausgegeben von Ulrich Wagner, Franz Fuchs, Stefan Petersen und Walter Ziegler.



Identifikationsmöglichkeit der Würzburger mit ihrer Stadt

Die städtisch-universitäre Kooperation rund um Lorenz Fries geht bis auf das Jahr 1992 zurück, als der Leiter des Stadtarchivs Dr. Ulrich Wagner mit Prof. Dr. Walter Ziegler von der Universität Würzburg eine Neuauflage der Würzburger Bischofschronik anstießen. Damit bietet Lorenz Fries auch heute noch „eine Identifikationsmöglichkeit der Würzburger mit ihrer Stadt“, so der Leiter des Stadtarchivs Dr. Ulrich Wagner. Das neue Werk auf den Weg gebracht haben die beiden Historiker gemeinsam mit dem Lehrstuhlinhaber für Mittelalterliche Geschichte und Historische Hilfswissenschaften Prof. Dr. Franz Fuchs und mit Privatdozent Dr. Stefan Petersen vom Institut für Geschichte. Bürgermeister Dr. Adolf Bauer würdigte bei der Feierstunde in den Barockhäusern die wissenschaftliche Aufsatzsammlung als „wichtigen Mosaikstein der fränkischen Landesgeschichte, die sowohl Fundament als auch Anregungen für weitere Forschungen bietet.“

Fries war, wie Dr. Stefan Petersen es formulierte, „die graue Eminenz der Bischöfe in Würzburg“. Doch sein Ruhm verblasste im 19. Jahrhundert, die „Hohe Registratur“ blieb gar unbekannt. Erst 1950 gab es Anstöße zur Neubesinnung und heute, dank der Beschäftigung von Universität und Stadtarchiv, ist klar: Lorenz Fries war nicht nur ein einfacher Schriftgutverwalter. Er hatte Macht und setzte seine Schriften gezielt als politisches Instrument ein. Seine Chronik ist, wie Archivrätin Dr. Hannah Hien vom Staatsarchiv Bamberg im Festvortrag ausführte, keineswegs ein systematisches Staatshandbuch. Fries wählte stattdessen ganz gezielt aus, welche Dokumente er aufnahm und welche er gezielt unter den Tisch fallen ließ. Damit baute Fries seine Position immer weiter aus und findet sich 1525 eng an der Seite seines Bischofs. Seine Rolle war so herausragend, dass er Vorverhandlungen zum Konzil von Trient völlig eigenständig ohne bischöfliche Teilnahme übernahm. „Alle seine Schriften sind tendenziös und Lorenz Fries hatte sehr großen Einfluss weit über seine Position hinaus“, fasst Hannah Hien zusammen.

„Lorenz Fries und sein Werk. Bilanz und Einordnung“ ist erschienen als Band 19 der Veröffentlichungen des Stadtarchivs, herausgegeben von Franz Fuchs, Stefan Petersen, Ulrich Wagner und Walter Ziegler. Die einzelnen Aufsätze behandeln die Würzburger Bischofschronik, die Bauernkriegschronik und die Hohe Registratur. Es ist erschienen im Verlag Ferdinand Schöningh und kostet rund 25 Euro im Buchhandel. Das Titelblatt der Ausgabe ziert die Fries-Darstellung aus dem Wandgemälde von Wolfgang Lenz im Ratssaal der Stadt Würzburg.








BU: Bei der Vorstellung des neuen Buches über Lorenz Fries: v.l. Verleger Adolf Wolz (Verlag Ferdinand Schöningh), Archivrätin Dr. Hannah Hien, der Leiter des Stadtarchivs Dr. Ulrich Wagner, Historiker und Privatdozent Dr. Stefan Petersen, Bürgermeister Dr. Adolf Bauer, Mitherausgeber Prof.Dr. Walter Ziegler. Foto: Penning-Lother



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