SCHWEINFURT - Die Umstellung des Schweinfurter Stadtbussystems auf das neue Konzept „Stadtbus 2.0“ stößt weiterhin auf massive Kritik. Die Initiative ZUKUNFT.ödp, allen voran Stadträtin Ulrike Schneider, bemängelt die aus ihrer Sicht unsoziale Ausrichtung des neuen Systems, das vor allem ältere und analoge Menschen benachteilige.
Experte spricht von „teurem Schildbürgerstreich“
Besonders die Einführung von Direktlinien, die Verlegung von Haltestellen und die Einrichtung von Endhaltestellen stehen im Fokus der Kritik. Der Ingenieur Hartmut Bach, der seit Jahrzehnten Erfahrung mit ÖPNV-Fahrplänen hat, bezeichnet das neue System als „teuren Schildbürgerstreich“.
Bach kritisiert insbesondere die Diskrepanz zwischen der Reduzierung von über 100 Fahrten und den daraus resultierenden Stillstandzeiten von über 50 Stunden pro Tag. Seinen Berechnungen zufolge entstehen den Stadtwerken allein durch die Wartezeiten an den Endhaltestellen monatliche Kosten von rund 50.000 Euro. „Es kann nicht sein, dass das Fahrangebot signifikant reduziert wird und man sich gleichzeitig wegen des Stadtbussystems 2.0 solche Kosten einhandelt – und das Ganze begleitet von nachvollziehbarer Unzufriedenheit der Fahrgäste sowie auch der Busfahrer“, so Bach.
Forderung nach Rückkehr zum alten System
Die Initiative ZUKUNFT.ödp fordert daher eine Rückkehr zum alten System. Stadträtin Schneider bemängelt das „enge Korsett“ des neuen 30-Minuten-Takts, das weder für Fahrgäste noch für Busfahrer praktikabel sei. Sie sieht in der Rückkehr zum alten System eine Lösung für zahlreiche Probleme, darunter die Beschwerden von Anwohnern an Endhaltestellen, die unproduktiven Wartezeiten der Busfahrer und die schwierige Erreichbarkeit bestimmter Stadtteile.
Schneider kritisiert zudem die mangelnde Reaktion der Stadt und der Stadtwerke auf den von ihr eingereichten Fragenkatalog und auf Unterschriftenlisten von Bürgern. Sie betont, dass die Stadtwerke als hundertprozentige Tochter der Stadt eine wichtige Rolle in der kommunalen Daseinsvorsorge spielen und die Anliegen der Bürger ernst nehmen müssen.
Kommentar von Sandra Grätsch
Die Kritik am Stadtbussystem 2.0 ist vielschichtig und betrifft sowohl die Kosten als auch die Praktikabilität des neuen Systems. Der Vorwurf des „teuren Schildbürgerstreichs“ ist drastisch, aber er spiegelt die Frustration vieler Bürger wider.
Die von Herrn Bach genannten Mehrkosten durch Stillstandzeiten sind jedoch zu bezweifeln. Es ist richtig, dass Ausgleichszeiten der Fahrer an Endpunkten stattfinden müssen. Ob diese nun am Wildpark oder am Roßmarkt stattfinden, dürfte in der Endabrechnung keinen Unterschied machen. Auch das Argument, die Fahrer könnten keine Toilettenpausen einlegen, ist nicht stichhaltig.
Allerdings ist die Kritik an der Verlegung von Haltestellen und der Reduzierung der Fahrten nachvollziehbar. Hier muss die Stadt in einen offenen Dialog mit den Bürgern treten und nach Lösungen suchen, die die Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigen.
Es ist wichtig, dass die Stadtwerke als Dienstleister für die Bürger agieren und deren Anliegen ernst nehmen. Eine transparente Kommunikation und die Bereitschaft, das System bei Bedarf anzupassen, sind entscheidend, um das Vertrauen der Bürger zurückzugewinnen.
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