Wenn Worte wie Dolche fliegen!


Es war ein schöner Frühlingstag, als plötzlich die sprachliche Giftküche ihre Pforten öffnete. Während andere den 1. April mit harmlosen Scherzen begehen, entschied sich ein besonders kreativer Geist, ausgerechnet diesen Tag für einen persönlichen Tiefschlag zu nutzen. Statt Blumen und Sonne: Beleidigungen, Häme und eine ordentliche Portion Boshaftigkeit. Die Zielscheibe? Jemand, der nichts mit dem ursprünglichen Streit zweier Alphatiere zu tun hatte, außer vielleicht der fatalen Verbindung durch Freundschaft.

Was folgte, war ein Lehrstück in moderner Charakterzerstörung. Auf sozialen Medien tanzten die Worte wie Dolche. Da wurden Spitznamen erfunden, die tief unter die Gürtellinie zielten, und Bezeichnungen benutzt, die man bestenfalls im Lexikon der Geschmacklosigkeiten wiederfindet. Besonders perfide: Die vermeintliche Witzigkeit dieser Angriffe. Es klang wie ein schlechter Aprilscherz, aber leider blieb die Pointe aus. Dafür gab es jede Menge Applaus von denen, die Schadenfreude mit Humor verwechseln.

Das Besondere an der neuen Art von „Humor“ ist, dass er nicht nur weh tut, sondern auch Konsequenzen hat. Die betroffene Person wurde nicht nur öffentlich diffamiert, sondern sah sich plötzlich Fragen ausgesetzt, die in keinem Bewerbungsgespräch der Welt auftauchen dürften. Als wäre die Welt nicht schon seltsam genug, rückten Menschen mit einem Mal mit ihrer Meinung zu Themen heraus, die sie bisher offensichtlich nie interessierten. Was vorher akzeptiert war, wurde plötzlich infrage gestellt. Und als wäre das nicht genug, zogen sich auch noch Werbepartner zurück – offenbar Angsthasen, die lieber Distanz wahren, als sich selbst der Häme auszusetzen.

Doch was ist ein guter Shitstorm ohne die obligatorische Sachbeschädigung? Da wurde ein Auto zur Zielscheibe von Spuckattacken und anderen unappetitlichen Aktionen, die man lieber nicht im Detail schildern möchte. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass das digitale Zeitalter nicht nur Katzenvideos, sondern auch eine neue Form der Fehde hervorgebracht hat – öffentlich, dreckig und ohne Rücksicht auf Verluste.

Es wäre ja fast unterhaltsam, wenn es nicht so traurig wäre. Denn hier geht es um mehr als nur um Worte. Es geht um Würde, um Identität und darum, dass Satire nie eine Rechtfertigung für persönlichen Hass sein darf. Man könnte jetzt einen moralischen Appell starten, aber vielleicht reicht es auch, sich einfach mal zu fragen: Wäre das eigene Spiegelbild noch erträglich, wenn die ganze Welt zuschaut


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