Was für eine Doppelmoral!
Es gibt Momente, in denen man sich fragt, ob Geschichte vergessen wurde oder ob bewusste Ignoranz am Werk ist. Ein solcher Moment ist der Umgang der Stadt Schweinfurt mit dem Erbe von Willy Sachs, dem ehemaligen Obersturmbannführer und Ehrenbürger der Stadt. Die Diskussionen um die Umbenennung des Spielorts in "Sachs-Stadion" und die prägnante Präsenz eines Wandteppichs, der von Willy Sachs gespendet wurde, zeigen eine verstörende Doppelmoral.
Willy Sachs, der das Stadion in Schweinfurt einst bauen ließ, war nicht nur ein prominenter Industrieller, sondern auch ein bekennender Nationalsozialist und Mitglied der SS. Dass ein solcher Name – und seine Symbole – im Jahr 2025 noch immer öffentlich geehrt werden, ist kaum zu fassen.
Es begann mit der Umbenennung des Spielorts in "Sachs-Stadion". Dabei bleibt völlig unberührt, dass Willy Sachs nicht nur als großzügiger Förderer des Sports, sondern auch als loyaler Anhänger eines menschenverachtenden Regimes bekannt war. Dass sein Name nun wieder öffentlich auflebt, wirft die Frage auf, ob sich die Stadt überhaupt kritisch mit seiner Vergangenheit auseinandergesetzt hat. Wie kann ein Mann, der so eng mit der Ideologie und den Verbrechen des Nationalsozialismus verstrickt war, heute noch mit einer solchen Ehrung versehen werden?
Der Gipfel der Absurdität findet sich jedoch in der Oberen Diele, dem "Wohnzimmer der Stadt Schweinfurt". Dort hängt ein großer Wandteppich – ebenfalls ein Geschenk von Willy Sachs. Dieser prächtige, aber fragwürdige Schmuckstück ist mehr als nur eine Erinnerung an den Spender. Er ist ein Symbol für die unkritische Verklärung der Vergangenheit. Während andere Städte und Institutionen weltweit aktiv daran arbeiten, ihre Geschichte aufzuarbeiten und problematische Hinterlassenschaften zu entfernen, scheint man in Schweinfurt mit einer bizarren Nostalgie an der Vergangenheit festzuhalten.
Wie kann es sein, dass man in einer Zeit, in der so viel Wert auf gesellschaftliche Verantwortung und Aufarbeitung gelegt wird, noch immer solche Widersprüche akzeptiert? Die Doppelmoral ist offensichtlich: Einerseits betont die Stadt die Bedeutung von Demokratie, Vielfalt und Aufarbeitung, andererseits würdigt sie einen Mann, dessen Biografie diese Werte mit Füßen tritt.
Es ist an der Zeit, dass Schweinfurt sich seiner Verantwortung stellt. Die Ehrung von Willy Sachs – sei es durch den Namen eines Stadions oder durch einen prominenten Platz für einen Wandteppich – ist ein Skandal. Die Geschichte der Stadt darf nicht verharmlost werden, und es darf keinen Platz für Relikte geben, die ein verfälschtes Bild der Vergangenheit vermitteln.
Die Stadt Schweinfurt muss jetzt handeln. Ein offener und kritischer Diskurs ist notwendig, um den Umgang mit dem Erbe von Willy Sachs zu überdenken. Der Name des Stadions und der Platz des Wandteppichs stehen sinnbildlich für eine größere Debatte: Wie wollen wir als Gesellschaft mit unserer Geschichte umgehen? Es ist Zeit für klare Entscheidungen, die zeigen, dass Schweinfurt die Vergangenheit nicht verklärt, sondern verantwortungsvoll und kritisch aufarbeitet.
Sehr gut, dass SW-N TV den Mut hat, das anzusprechen, im Gegensatz zu unserer verschlafenen Presse!
AntwortenLöschenIch glaube, dass da viel gGedankenlosigkeit mitspielt- außerdem ist es viel bequemer sich mit diesem Thema nicht auseinander zu setzen..
AntwortenLöschenAber man sollte nicht vergessen in welcher Zeit wir leben . Deshalb ist es dringend erforderlich auch öffentlich auf dieses Problem hinzuweisen..
Danke für diesen Beitrag!!!!!