WÜRZBURG - Wiedersehensfreude im Altenheim
Ein Stück Normalität kehrt zurück. Zum Muttertags-Wochenende wurde
das bislang geltende Besuchsverbot für Altenheime gelockert. Besuche
von Familienangehörigen oder festen Kontaktpersonen sind seitdem
wieder erlaubt, allerdings nur unter strikten Hygienemaßnahmen.
Das
Bayerische Rote Kreuz in Würzburg hat sich deshalb etwas Besonderes
einfallen lassen und eine mobile Sanitätsstation zum Besuchszimmer
umfunktioniert. Eine Idee, die für Begeisterung sorgte.
Über acht Wochen konnten die Bewohnerinnen und Bewohner von
Altenheimen keinen Besuch mehr empfangen – ohne Ausnahmen. Auch
in den Einrichtungen des Roten Kreuzes blieben die Türen für Externe
verschlossen. Eine wichtige Schutzmaßnahme für die bei einer COVID19-Infektion oft besonders gefährdeten Menschen. Andererseits aber
auch eine echte Belastung für die Betroffenen und ihre Familien, die
sich wochenlang nicht sehen durften.
Seit 9. Mai sind Besuche wieder erlaubt. Zu den erforderlichen
Schutzmaßnahmen gehören neben dem verpflichtenden Mund-NasenSchutz aber auch ausreichende Abstände, um die Übertragung der
gefährlichen Viren zu verhindern. „Unsere Räume dafür herzurichten
und umzubauen, wäre jedoch in der Kürze der Zeit einfach nicht möglich
gewesen“, so Luise Piening-Geißler, Leiterin der Stationären Pflege
beim Roten Kreuz in Würzburg.
Um den Bewohnerinnen und
Bewohnern trotzdem zum Muttertags-Wochenende den lang ersehnten
Besuch von Angehörigen oder nahen Bekannten zu ermöglichen,
schmiedete man beim BRK einen anderen Plan.
Eine mobile Sanitätsstation, die sonst bei großen Sanitätsdiensten als
Behandlungs- und Aufenthaltsraum für Einsatzkräfte dient, bot ein
passendes Ausweichquartier. Der rund sieben Meter lange Anhänger
gleicht einem Wohnwagen und besteht im Inneren aus zwei Räumen,
die durch eine Wand mit einer Plexiglasscheibe getrennt sind. „Die
Großveranstaltungen, für die wir die Sanitätsstation sonst verwenden,
wurden alle abgesagt“, erklärt BRK-Kreisbereitschaftsleiter Martin
Falger. „Deshalb freuen wir uns, dass wir das Fahrzeug hier trotzdem
sinnvoll einsetzen können.“
Seit 9. Mai dient die Sanitätsstation am BRK-Altenheim Dr. Dahl in der
Würzburger Friedenstraße als Besuchszimmer. Mit ehrenamtlicher Unterstützung
sorgten die Pflegekräfte dafür, möglichst vielen Bewohnerinnen und Bewohnern
eine Besuchszeit zu ermöglichen. Durch die beiden voneinander getrennten
Räume konnten alle Sicherheitsvorkehrungen erfüllt werden. BRK-Einsatzkräfte
aus den Bereitschaften kümmerten sich um die Aufklärung zu den
Hygienemaßnahmen und darum, nach jedem Besuch die Sanitätsstation
fachkundig zu desinfizieren.
Auch in den Räumen des BRK-Seniorenzentrums Rottendorf wurde eine
Besuchsmöglichkeit geschaffen. Ehrenamtliche unterstützten dabei am
Wochenende das Pflegepersonal.
„Der Erfolg und die Freude aller Beteiligten war überwältigend“, so Luise PieningGeißler. „Viele haben Geschenke mitgebracht oder ihren Angehörigen kurze
Videos ihrer Kinder auf dem Tablet gezeigt.“ Nach der langen Besuchspause
nahmen die Bewohnerinnen und Bewohner auch die besonderen Umstände und
die ungewohnte Umgebung in Kauf. „Ich habe dich gleich wiedererkannt, auch
mit der Maske“, so der Ausruf eines Bewohners, als er seine Tochter sah.
Nach dem großen Erfolg will das BRK die Aktion unter der Woche fortführen –
auch mit zusätzlichen Besuchsterminen am Abend für Berufstätige. Der Wunsch
einer Bewohnerin blieb allerdings bislang noch unerfüllt: „Wir hoffen, dass wir uns
bald auch wieder umarmen dürfen.“
Bild 1: Die mobile Sanitätsstation diente als Besuchsraum.
Bild 2: Die Besucher nahmen vor der Trennwand Platz.
Bild 3: Durch das Fenster konnten sich Bewohner und Besucher sehen.
Bild 4: Nach jedem Besuch wurde gründlich desinfiziert.
Bildquelle: Doku-Team BRK Würzburg
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