Würzburg: Praktikantenaustausch mit Caen: Franzosen fremdeln nicht mehr mit Fränkisch


Seit mehr als 20 Jahren findet im Rahmen der Städtepartnerschaft
zwischen dem nordfranzösischen Caen und Würzburg ein
Praktikantenaustausch statt. Jeden Sommer machen sich einige Würzburger
Schüler und Studenten auf nach Caen, um dort ein Praktikum bei der
Stadtverwaltung zu absolvieren. Im Gegenzug kommen dann Schüler und
Studenten aus Caen nach Würzburg im Juli und August, dieses Jahr waren
es drei.

Die jeweiligen Stadtverwaltungen helfen den jungen Menschen bei der
Unterkunftsuche und zahlen eine Aufwandsentschädigung für ihre Arbeit.
Dieses Jahr haben zwei der Würzburger den Einblick in die Aufgaben des
Standesamts Caen bekommen, der Dritte unterstützte die
Besucherinformation des Botanischen Gartens.

Die Praktikumszeit in Würzburg endete diese Woche und so wurden die
drei Besucher aus Caen zu einem kleinen Fazit ins Rathaus eingeladen, wo
sie die Eindrücke, die in diesem Monat in Deutschland gewonnen wurden,
noch einmal Revue passieren ließen. Dabei fiel die deutliche
Verbesserung ihrer Sprachfähigkeiten auf - dieses Ziel hatten sie alle
drei gemeinsam vor ihrem Deutschlandaufenthalt definiert. Daneben
wollten sie die deutsche Kultur besser kennenlernen und verstehen, sowie
ins Berufsleben hineinschnuppern.

Romain Leclerc, der sein nächstes Studiensemester in Stuttgart
verbringen wird, lernte dieses Jahr die Arbeit in Würzburgs
Stadtbücherei kennen, er war vor allem sehr begeistert von der
Auswahl an Büchern, auch wenn er gerne noch mehr Reiseführer
französischer Städte gesehen hätte. „Ich war überrascht, wie viel
Personal so eine Bücherei hat, das braucht man aber auch bei so vielen
verschiedenen Aufgabenbereichen.“ Nach eigener Aussage wurde er sehr
gut betreut und freute sich, dass auch ein Asylant während der Zeit in
die Arbeit der Bibliothekare Einblick bekam.

„Ich bin sehr glücklich über meine Arbeit am Sanderrasen, die
Aktivitäten sind sehr abwechslungsreich und ich habe in meinen
Kollegen neue Freunde gewonnen“, lobte Elisa Scrumeda die sportliche
Ferienbetreuung der Kinder am Sanderrasen, die sie unterstützt hatte.
Elisa hat schon früher mit Kindern zusammengearbeitet und wird nach
ihrer Rückkehr nach Caen Wirtschaft studieren.

Victor Guillot half bei der Kinderbetreuung der Kinder- und Jugendfarm
unterhalb der Festung und sagte für ihn sei vor allem die Sprache zu
Anfang eine Hürde gewesen. Die Kinder hätten sich ihm aber angepasst und
Rücksicht genommen. Er lobte, dass man sich sehr gut im Internet über
die Arbeit vorab informieren konnte.

Alle drei betonten, wie sehr ihnen die Zeit in Würzburg gefallen habe,
es sei lediglich schade, dass durch die Arbeit nicht so viel Zeit für
Freizeit geblieben sei, wie gewünscht. Dennoch wurde die Stadt erkundet,
Würzburgs Schwimmbäder getestet, und das Nachtleben erkundet. Die
Willkommenskarte des Büros Würzburg International mit Fahrausweis und
Gutscheinen war dabei natürlich sehr hilfreich. Besonders gefiel der
Internationale Stammtisch mittwochabends im „Wohnzimmer“, wo sie Leute
aus aller Welt kennen lernten. „Ich hoffe, dass ich bald noch einmal
nach hierher zurück komme“, so Elisa Scrumeda.

Durch die gemeinsame Unterkunft in einem Wohnheim, hat sich zwischen
den Dreien eine Gemeinschaft gebildet. Es wurde gemeinsam gekocht und
Ausflüge unternommen. Alleine wäre es deutlich schwerer gewesen, da
stimmen alle drei zu, da die Sprache anfangs vor allem mit dem
fränkischen Dialekt eine große Herausforderung war. Bei ihrer
Mitarbeit sind die jungen Menschen über sich selbst hinaus gewachsen und
haben einen kleinen Baustein zur deutsch-französischen Verständigung
geleistet.

Für die Praktika kann man sich jedes Jahr bis Mitte April per Email an
julia.may@stadt.wuerzburg.de beim Büro Würzburg International der
Stadt Würzburg bewerben. Sie richten sich in erster Linie an Würzburger
Oberstufenschüler, Studenten und Hochschulabsolventen im Mindestalter
von 18 Jahren. Gute Sprachkenntnisse, eine Begeisterung für Frankreich
und das Interesse an der Arbeit der Stadtverwaltung wird vorausgesetzt.

Bericht von Tamara Hertlein, Praktikantin im Büro Würzburg
International




Bild „Trio“
Im Dienst der Partnerstadt: Victor Guillot, Romain Leclerc und Elisa
Scrumeda unterstützten für einen Monat die Würzburger Stadtverwaltung.
Auch in Caen arbeitete im Sommer ein Würzburger Trio. Der
Praktikanten-Austausch ist auch nach über 20 Jahren sehr lebendig. Bild:
Georg Wagenbrenner

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