Schweinfurt-Franken: DGB: Armutsgefährdung in Franken auf Rekordhoch – in Unterfranken über 220 000 Einwohner betroffen!


In Bayern steigt die Anzahl der Menschen, die von Armut betroffen oder bedroht sind von 14% innerhalb der
letzten 10 Jahre auf 14,8% im Jahr 2014. In Unterfranken lag diese Quote 2014 bei überdurchschnittlichen 17
Prozent, 2005 betrug sie deutlich weniger, nämlich 15,8%. Auch die anderen fränkischen Landesteile liegen an
die Spitze der Armutsgefährdung in Bayern. Oberfranken, kommt wie Unterfranken auf 17 Prozent der
Bevölkerung, Mittelfranken führt die Tabelle der Regierungsbezirke mit 17,8% an. Das ergab eine DGBAuswertung
der Daten des Statistischen Bundes- und Landesamtes, wonach Ein-Personen-Haushalte mit einem
verfügbaren Einkommen bis 998 Euro im Monat als armutsgefährdet gelten.
„Die Daten machen deutlich, dass die Schere zwischen arm und reich auch im reichen Bayern immer weiter
auseinander geht. Und zwar vordringlich in Franken.“, kommentiert Frank Firsching, DGB-Geschäftsführer für
Unterfranken die amtlichen Zahlen. So sind nach DGB-Berechnungen mehr als 220 000 von knapp 1,3 Mio.
Einwohner in Unterfranken von Armut betroffen oder bedroht. Als von Armut bedroht gelten Menschen, denen
weniger als 60% des durchschnittlichen Einkommens in Bayern zur Verfügung steht (Landesmedian).
Doch auch in Unterfranken selbst unterscheiden sich die drei Planungsregionen Bayerischer Untermain, Würzburg
und die Region Main-Rhön noch einmal. Ganz oben in der bayerischen Tabelle findet sich die unterfränkische
Planungsregion drei, Main-Rhön mit einer Quote von 18,4%. Dahinter folgt die Region Würzburg mit 16,9% vor
der Planungsregion eins, dem Bayerischen Untermain mit 15,4%. Zu beachten sind auch die jeweiligen
Entwicklungen, so der DGB. Am stärksten stieg diese Quote von 2005 bis 2014 in der Region Bayerischer
Untermain, nämlich um 3,1 Prozentpunkte. Es folgt die Region Main-Rhön mit einem Anstieg um 1,9
Prozentpunkte, während die Armutsgefährdung in der Region Würzburg um 0,7 Prozentpunkte zurückgegangen
ist.
Für Firsching lohnt ein Blick in die unterschiedlichen Armutsgefährdungsquoten von gesellschaftlichen Gruppen.
So weisen die statistischen Daten für Erwerbslose eine Steigerung der Armutsgefährdungsquote von 44% im Jahr
2005 auf 50,2% in 2014 in Bayern aus. Parallel stieg diese Quote bei den Geringqualifizierten von 25,7 Prozent
auf 33,2 Prozent um stattliche 6,5 Prozentpunkte. Mit 42,4% ist die Quote der betroffenen Alleinerziehenden auf
konstant hohem Niveau. Überproportional ist der Anstieg der Armutsgefährdung der über 65jährigern, der sich
von 18 Prozent auf 22,1 Prozent entwickelte. Eine ähnliche Entwicklung ist auf der anderen Seite der
Alterspyramide festzustellen. So stieg die Quote in der Altersgruppe von 18 bis 25 Jahren im gleichen Zeitraum
von 17,2 auf 19,6 Prozent. Für diese Daten macht der DGB-Regionschef vor allem die politischen Entscheidungen
der vergangenen zwanzig Jahre verantwortlich: Die politisch gewollte Ausweitung des Niedriglohnsektors führte
insbesondere bei den Geringqualifizierten und bei den Berufseinsteigern zu teils massiven Lohnverlusten.
Andererseits blieben die Rentenkürzungsprogramme nicht ohne Folgen. Inzwischen ist mehr als jeder fünfte
Rentner in Bayern von Armut betroffen oder bedroht. Und alle angekündigten Hilfen für Alleinerziehende blieben
scheinbar erfolglos. So bleiben Kinder ein Armutsrisiko.
Handlungsbedarf sieht Firsching auch bei der Bayerischen Staatsregierung: „Die steigende Armutsgefährdung
vieler Einwohner gerade in Franken belegt die unzulängliche Regional- und Strukturpolitik von Heimatminister Dr.
Söder. Großspurige Ankündigungen im Rahmen einer Nordbayern-Initiative reichen nicht aus. Wir brauchen
außerdem gezielte Investitionen in Bildung, insbesondere Anstrengungen und Angebote für Geringqualifizierte.“


Quelle: DGB

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