Schul-Wissenschafts-Kooperationen in Würzburg : Erste Projektideen für 2015/16 ausgetauscht


Das Aktionsjahr „Stadt der jungen Forscher 2014“ ist bald vorbei,
aber die Zusammenarbeit zwischen Würzburgs Schulen und der lokalen
Wissenschaftsszene, koordiniert vom Fachbereich Schule, Nadine Bernard,
und der Wirtschaftsförderung, Monika Hahn, der Stadt Würzburg, geht
weiter. Eine Kooperationsbörse am 21. Oktober 2014 nahm schon die ersten
Projekte für die Jahre 2015 und 2016 ins Visier.

„Wir sind uns einig, dass Würzburg auch über das Jahr 2014 hinaus eine
Stadt der jungen Forscher sein wird“, betonte Markus Elsholz vom
M!ND-Center der Uni Würzburg bei der Kooperationsbörse
Schule-Wissenschaft am 21. Oktober dieses Jahres.
Würzburgs Bewerbung und Sieg beim von der Körber-Stiftung, der Robert
Bosch Stiftung und der Deutsche Telekom Stiftung ausgeschriebenen
Wettbewerb um die „Stadt der jungen Forscher 2014“ hatten zur Folge,
dass in den vergangenen zwei Jahren die Zusammenarbeit von Würzburgs
Schulen und Wissenschaftseinrichtungen stark intensiviert wurde. Neue
Netzwerke und Veranstaltungen sowie viele ergebnisreiche, kreative
Schülerforschungsprojekte zeugen davon.

Netzwerk WISSEN² festigt die Zusammenarbeit
Eine der im Prozess der Bewerbung um den Titel „Stadt der jungen
Forscher 2014“ entstandenen Strukturen ist das Netzwerk WISSEN2. Unter
diesem Namen helfen Experten aus der Würzburger Wissenschaftsszene
Schülerinnen und Schülern bei der Formulierung der Forschungsfrage
und bei der Klärung von fachlichen oder methodischen Detailfragen. Sie
stellen nicht nur Labor- und Experimentiermaterialien zur Verfügung,
sondern beraten und begleiten die Jungforscher auch bei der Durchführung
der Experimente.
Nach dem Willen der Akteure sollen der gewonnene Schwung und die dabei
gewachsenen Strukturen auch in 2015 und darüber hinaus genutzt werden.
„Beispielsweise soll es wie in 2014 einen erneuten
Förderwettbewerb für Schülerprojekte geben.“, kündigte Dagmar Wolf
von der Initiative junge Forscherinnen und Forscher bei der
Kooperationsbörse im Rudolf-Virchow-Zentrum an.

Schwerpunktthema Farbe
Bei der Kooperationsbörse lieferten die Partner-Einrichtungen des
Netzwerks WISSEN2 den rund 80 Teilnehmern Schüler/innen, Lehrkräften
und Forscher/innen in Kurzpräsentationen ein Feuerwerk an neuen
Projektideen. Viele griffen dabei unter unterschiedlichen Aspekten das
Schwerpunktthema „Farbe“ auf.
So könnten laut Christoph Stolzenberger von der Initiative junge
Forscherinnen und Forscher Schülerinnen und Schüler im Experimentarium
der Initiative verstärkt auf den Felder Chromatografie und Fluoreszenz
forschen.
Anissa Carrington und Suse Hagelauer, Studentinnen des Fachbereichs
Gestaltung der Hochschule für angewandte Wissenschaften
Würzburg-Schweinfurt, gaben den Zuhörerinnen und Zuhörern als Anstoß
Gedanken zum Zusammenspiel von Farbe und Form zum Beispiel im Design
von Firmenlogos mit auf den Weg.
Auch in der Forschung ist laut Katja Weichbrodt vom
Rudolf-Virchow-Zentrum (RVZ) der Einsatz von Farben extrem hilfreich
nicht zuletzt beim Einfärben von Proben in Rudis Forschercamp und im
Virchowlab, den beiden Nachwuchsförderungseinrichtungen des RVZ.
Dr. Gerd Vogg lud die anwesenden Lehrkräfte ein, den Botanischen Garten
der Uni Würzburg als außerschulischen Lernort zu nutzen. Hier werden
nach der Darstellung des wissenschaftlichen Kustos des Botanischen
Gartens Pflanzen nicht isoliert, sondern in ihren natürlichen
Gemeinschaften und Lebensräumen gezeigt, woraus sich viele
Forschungsansätze ergeben. Das Schwerpunktthema 2015/16 könnte zum
Beispiel in Projekten wie „Die Bedeutung von Farben in der
Pflanzenwelt“ oder „Färben mit Pflanzenstoffen“ niederschlagen.
Vom Garten ins Haus: Dr. Hans-Peter Ebert von ZAE Bayern Bayerisches
Zentrum für Angewandte Energieforschung, schlug in seinem Kurzvortrag
eine Brücke zwischen Farbe und Licht. Wie lassen sich beide in Gebäuden
energetisch und atmosphärisch sinnvoll einsetzen?

Ausstellung zum Thema Gesteine und Farbe in Vorbereitung
Wie farbenfroh die Welt der Gesteine und Minerale ist, führte Dr.
Dorothée Kleinschrot vom Mineralogischen Museum der Uni Würzburg vor
Augen. Auch hier können spannende Schülerforscherfragen entwickelt
werden, wie zum Beispiel: Was passiert, wenn Licht auf Kristalle fällt?
Unter dem Arbeitstitel „Das Mineralogische Museum im Farbenrausch“
arbeitet die Einrichtung derzeit an einer für das Jahr 2016 geplanten,
fächerübergreifenden Ausstellung.
Das Zusammenwirken von Licht und Materie spielt auch bei der Arbeit des
Fraunhofer Instituts für Silicatforschung eine wichtige Rolle. Laut
Marie-Luise Righi vom Fraunhofer ISC sind für das kommende Jahr
Schüleraktionsnachmittage geplant, die sich mit den Phänomenen der
Lichtadsorption, -reflexion und -transmission beschäftigen.

Tüftler gefragt beim Egg-Race
Von der Ausstellung „TouchScience@M!ND“ über das
Lehr-Lern-Labor@M!ND“ bis zum Schülerforschungszentrum „SFZ@M!ND“
das Mathematische, Informationstechnologische und Naturwissenschaftliche
Didaktikzentrum M!ND bietet Schülerinnen und Schülern Lernangebote auf
unterschiedlichen Anforderungsniveaus. Im Jahr 2015 will das Zentrum
laut Markus Elsholz auch so genannte „Egg-Races“ organisieren. Bei
diesem Experimentier- und Wettbewerbsformat müssen Schülergruppen unter
Zuhilfenahme von Materialien aus einem vorgegebenen Fundus eine
bestimmte Aufgabe möglichst gut erfüllen.

Echte Forscher denken selbst
Neben diesen Angeboten für zukünftige Forschungsprojekte war die
Kooperationsbörse auch noch einmal eine Gelegenheit zur Rückschau auf
die Erfahrungen des Junge-Forscher-Jahres 2014. Hierzu interviewte
Andreas Jungbauer, Redakteur der Tageszeitung Main-Post, Schülerinnen
und Schüler aus drei Forschergruppen des Wirsberg-Gymnasiums, des
Röntgen-Gymnasiums und der St. Ursula Schule. Die Jugendlichen, die
sich in ihren Projekten mit der Funktionsweise von Dialysemaschinen, mit
der künstlerischen Gestaltung eines Fußgängertunnels und Aspekten der
Klostermedizin auseinandergesetzt hatten, bestätigten, dass hierbei
tatsächlich eigenständiges Denken stark gefragt war und die
begleitenden Forscher „nur“ professionelle Hilfestellungen boten.
Wie ein „echtes Forscherleben“ aussieht, schilderte zum Abschluss des
Vortragsprogramms höchst unterhaltsam und eindrucksvoll der Frankfurter
Biologe Sebastian Lotzkat in einem zehnminütigen Science Slam.

Marktplatz der Kooperationsmöglichkeiten
Anschließend konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmern in einem
Ausstellungsbereich noch tiefgreifender informieren sowie bestehende
Kontakte pflegen und neue knüpfen. Zusätzlich zu den schon im
Zusammenhang mit dem Vortragsprogramm genannten Einrichtungen waren hier
mit Ständen vertreten: das FabLab Würzburg, die JuKuKarawane Kinder
und Jugend Kunstwerkstatt, das Mainfranken Theater Würzburg sowie das
Zentrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung.



Bildunterschrift:
Im Ausstellungsbereich der Kooperationsbörse kamen Jungforscherinnen
und Jungforscher mit Ansprechpartnern aus Würzburger
Wissenschaftseinrichtungen zum Gedankenaustausch zusammen. Bild:
Alexander Porzelt / Stadt Würzburg

Hintergrund:
Die Körber-Stiftung, die Robert Bosch Stiftung und die Deutsche Telekom
Stiftung haben die Auszeichnung „Stadt der jungen Forscher“ von 2009
bis 2014 insgesamt sechs Mal vergeben. Die Stiftungen beabsichtigen
damit, die kommunale Vernetzung von Schule, Wissenschaft und Wirtschaft
zu fördern, den wissenschaftlichen Nachwuchs von morgen zu begeistern
sowie Schulen und Hochschulen Impulse für ihre Praxis zu geben. Der
Titel ist verbunden mit einer Förderung von 65 000 Euro.


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