Tag des offenen Denkmals 2013 „Jenseits des Guten und Schönen – Unbequeme Denkmale?“

Tag des offenen Denkmals 2013
„Jenseits des Guten und Schönen – Unbequeme Denkmale?“

Jedes Jahr am zweiten Sonntag im September öffnen historische Bauten und Stätten, die sonst nicht oder nur teilweise zugänglich sind, ihre Türen. Ziel des Tags des offenen Denkmals ist es, die Öffentlichkeit für die Bedeutung des kulturellen Erbes zu sensibilisieren. In fachkundigen Führungen bieten Architekten, Denkmalpfleger, Restauratoren und Handwerker Einblicke in Denkmale, die sonst nicht möglich sind.

In diesem Jahr heißt das Motto des Denkmaltags am 8. September „Jenseits des Guten und Schönen: Unbequeme Denkmals?“. Damit steht 2013 ein Thema im Mittelpunkt, das einen weiten Interpretationsspielraum zulässt und sich auf so gut wie alle Denkmale und Denkmalgattungen beziehen lässt. Das Motto greift die zentralen Fragestellungen der Denkmalpflege auf, die am Tag des offenen Denkmals diskutiert werden sollen: Was ist wert, erhalten zu werden und weshalb? Was macht Denkmale unbequem und warum? Gibt es überhaupt „bequeme“ Denkmale?

Nicht jedes Gebäude kann und muss erhalten werden. Jedoch muss sich jede Gesellschaft bewusst entscheiden, welche Denkmale sie schützen oder abreißen möchte und aus welchen Gründen. Damit werden auch Entscheidungen getroffen, welche Phase der Vergangenheit auch sichtbar erhalten und damit erinnerungsfähig bleibt. Der Einzelfall muss immer als solcher von Fachleuten unterschiedlicher Disziplinen diskutiert werden.

„Unbequem“ können Denkmale sein wie Bunker, Festungsanlagen, Kriegsgräberstätten, Arbeitslager aus der NS-Zeit, DDR-Wachtürme. Trotzdem sind diese Bauten bedeutende Zeitzeugen, deren Erhalt zur Erinnerung wichtig ist. „Unbequem“ können aber auch Bauten der Nachkriegsmoderne sein: Gewandelte Ansprüche an Ästhetik und Nutzung und neue bauliche Standards, auch die Kosten-Nutzen-Frage im Hinblick auf energetische Sanierungen sorgen vielerorts für Diskussionen um die Zukunft dieser Bauten.

„Unbequem“ sind auch nicht mehr benutzte Gebäude oder wenn unerwartete Überraschungen bei der Sanierung von Baudenkmalen auftreten, die höhere Kosten oder Einschränkungen bei baulichen Maßnahmen nach sich ziehen.
Das Motto „Jenseits des Guten und Schönen: Unbequeme Denkmale?“ bietet damit nicht nur ein breites Feld, sondern auch die Gelegenheit, gelungene Lösungen zu präsentieren.

Geschichte des Tags des offenen Denkmals
1984 rief Jack Lang in Frankreich die „Journées Portes ouvertes monuments historiques“ ins Leben. Aufgrund der großen Resonanz folgten in den nächsten Jahren weitere Länder dem französischen Beispiel. 1991 rief der Europarat offiziell die „European Heritage Days“ aus. In Deutschland fand der Tag des offenen Denkmals zum ersten Mal 1993 statt. Damals wurden bundesweit zwei Millionen Besucher bei 3.500 Denkmalen gezählt. 2003 beteiligten sich alle europäischen Länder an den European Heritage Days, in Deutschland beteiligen sich von Jahr zu Jahr mehr Kommunen und die Besucherzahl steigt. 2012 besuchten mehr als 4,5 Millionen Besucher bundesweit über 8.000 Denkmale in rund 2.700 Städten und Kommunen.


Das Baureferat der Stadt Würzburg kündigt eine Auswahl von interessanten Objekten mit fachkundiger Führung zur Besichtigung an.


Objekte und Führungen


1. Architektur der Vor- und Nachkriegsmoderne –
vom Polizeigebäude bis zur ev. Johanniskirche
- Altstadt -

Querschnitt durch die Architektur der 1920er bis 1960er Jahre und die Prinzipien ihrer Gestaltung. Mit Besichtigung des Wirsberg-Gymnasiums, der Regierung von Unterfranken, dem Studentenhaus, der ev. Johanniskirche u. a.

Führung: Dr. Johannes Sander
10.30 und 16.00 Uhr
Dauer: ca. 1 ½ Std.

Treffpunkt: Vor dem Polizeigebäude, Augustinerstraße 24/26;



2. „Streifzug durchs Städtle“
- Heidingsfeld -

Die Führung beginnt mit dem Einblick ins „Speyerloch“, anschließend geht es über das Rathaus zum Döle, der Heimstatt der Hetzfelder Flößerzunft, von dort zur Kulturtenne - ältestes Bürgerhaus Heidingsfelds, 1431 errichtet, mit einem privat renovierten Wirtschaftsraum besonderer Atmosphäre. Weiter an der Stadtmauer entlang, mit kurzen Zwischenstopps - teilweise durch private Innenhöfe - zum Salmannsturm, dort empfängt Herr Messerer als „König Wenzel“ die Gäste mit Auskünften zur Baugeschichte.

Führung: Renate Wohlfart
(Stadt- und Städtleführungen)
10.00 Uhr
Dauer: ca. 2 Stunden

Treffpunkt: Am Nikolaustor

Rahmenprogramm:
Am Nachmittag wird Herr Messerer um 13:00 Uhr, 14:00 Uhr, 15:00 Uhr und 16:00 Uhr den Salmannsturm öffnen und weitere interessante Erläuterungen geben.







3. Kath. Pfarrkirche St. Alfons und Gemeindezentrum
- Keesburg -

Die Pfarrkirche St. Alfons, erbaut 1951-1953 - ein Hauptwerk des Kirchenarchitekten Hans Schädel - stellt den bedeutendsten Kirchenbau- Klassiker der Moderne nach 1945 in Würzburg dar. Der schlanke, elegante Campanile, das steil ansteigende Kirchenschiff, das karge, ausdrucksstarke Äußere und das 1961 vollendete Gemeindezentrum bilden ein eindrucksvolles Ensemble. Das Kircheninnere überrascht durch die hohe Qualität der Ausstattung, vor allem ein 200 m² großes Wandfresko v. Georg Meistermann über das Pfingstwunder und 14 Kreuzwegbilder von Hap Grieshaber.

Führungen: Herr Dr. Hans Steidle, Stadtheimatpfleger
14.30 und 16.00 Uhr
Dauer: ca. 1 ¼ Std.

Treffpunkt: Matthias-Ehrenfried-Straße 2,
Vorplatz der Kirche



4. Die Mozartschule „von der Schule zum Denkmal“
- Altstadt -

Themen der Führungen sind die städtebauliche Entwicklung des Areals,
die Charakterisierung und Bedeutung der Nachkriegsarchitektur, die
Betrachtung der vielfältigen Kunst am Bau und die Zukunft der
denkmalgeschützten Gesamtanlage.

Führungen: Frau Petra Maidt, M.A. und
Frau Dr. Suse Schmuck, Architekturhistorikerin
10.00, 12.00, 14.00 und 16.00 Uhr
Dauer: ca. 1 ½ Std.

Treffpunkt: Hofstraße 11, im Foyer



5. Gelände der Würzburger Bürgerbräu - Vergangenheit und Zukunft
- Zellerau –

Die ca.1896 erbauten Gebäude dienten bis 1989 der Bierproduktion. In Zukunft wird moderne Architektur und historischer Bestand durch einen sensiblen Umgang mit der Substanz in Verbindung treten und so neue Nutzungskonzepte ermöglichen. Die Führung gibt Einblick in die Bauweise der Industriegebäude wilhelminischer Zeit und zeigt die Schnittstellen mit der modernen Architektur.






Führungen: Herr Torsten Hutterer, Dipl. Ing. Architekt
archicult-breunig architekten
11.00 und 14.00 Uhr
Dauer: ca. 1 Std.

Treffpunkt: Frankfurter Straße 87,
Hauptparkplatz vor dem Sieboldmuseum



6. Bürgerbräu – Sektkellerei bewahrt ein Stück Würzburger Industriekultur
- Zellerau -

Auf dem Brauereigelände aus dem 19. Jh. sollen durch neue Nutzungen Gebäude und Areal beleben. Einer der Investoren, die Sektkellerei Höfer produziert in den alten Kellergewölben fränkischen Spitzensekt. Mit der Neugestaltung der Verwaltungs- und Präsentationsräume entsteht ein Miteinander von Historischem und Modernem. Ein Rundgang verrät mehr über die Sekt- Herstellung.

Führungen: Frau Sonja Wagenbrenner, Dozentin für Wein- und Genusskultur
12.00 und 15.00 Uhr
Dauer: ca. 1 Std.

Treffpunkt: Frankfurter Straße 87,
Auffahrt gegenüber dem Siebold-Museum



7. Links des Mains – entlang der Burkarder Straße
- Altstadt -

Das Mainviertel ist das älteste Stadtviertel Würzburgs - hier liegen die Anfänge der Besiedelung Würzburgs. Im diesem ehemaligen Viertel der Fischer und Handwerker wuchs der Dichter Leonhard Frank auf. Trotz der Kriegszerstörungen und großer Einschnitte durch den vierspurigen Ausbau der Saalgasse sind hier einige Schätze zu finden.

Führung: Alexandra Brückner,
10.30 und 13.30 Uhr
Dauer: ca. 1 ½ Std.

Treffpunkt: Burkarder Straße, Am Spitäle









8. Terrasse und Freitreppenanlage der Ludwigsbrücke
- Altstadt -

Die Terrassen- und Freitreppenanlage auf der linksmainischen Seite der Ludwigsbrücke wird meist nur als Auffahrtsrampe zur Löwenbrücke wahrgenommen. Im Laufe der Jahre in den Randbereichen zugewachsen und baulich verändert, ist heute kaum mehr zu erkennen, was sich hinter diesem Bauwerk aus dem 19. Jahrhundert verbirgt und was es wieder zu entdecken gilt.

Führungen: Herr Ralph Schäffner, Dipl.-Ing. Landschaftsarchitekt
10.00 und 14.00 Uhr,
Dauer: ca. 1 - 1 ½ Std.

Treffpunkt: unterhalb der Treppenanlage,
gegenüber Mergentheimer Straße 16


9. Kriegerdenkmal im „Husarenwäldchen“
- Altstadt -

Das Würzburger Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs - kurz Kriegerdenkmal - im sogenannten Husarenwäldchen ist eine umstrittene Monumentalskulptur des fränkischen Künstlers Fried Heuler. Erst nach sechsjähriger Planungsphase 1931 realisiert geht der Figurengruppe eine langwierige und erwähnenswerte Vorgeschichte seit 1923 voraus.

Führung: Viviane Bogumil, Kunsthistorikerin
15.00 Uhr
Dauer: ca. ¾ Std.

Treffpunkt: am Kriegerdenkmal,
im Ringpark zwischen Rennweg und Husarenstraße


10. Bismarckturm und Bismarckwäldchen
- Grombühl -

Themenführung zu Bau- und Stilgeschichte, Denkmalwert, Gesamtsituation, Parkhistorie und ökologischer Wertigkeit, Dendrologie, Spannungsfeld Denkmalschutz und Naturschutz.

Führung: Joachim G. Raftopoulo, EurProBiol. u. Dipl.-Biol. und
Christopher Franz, M.A.
15.30 Uhr
Dauer ca. 1 ¼ Std.

Treffpunkt: Bismarckturm im Bismarckwäldchen an der Rotkreuzsteige


Bildunterschrift: Oberbürgermeister Georg Rosenthal (3.v.li.) und Baureferent Professor Christian Baumgart (re.) stellten in einer Pressekonferenz gemeinsam mit einigen Experten die Objekte vor, die am Tag des offenen Denkmals in Würzburg zu besichtigen sind. V.li: Dr. Johannes Sander (Kunsthistoriker), Torsten Hutterer (Diplom-Architekt), Viviane Bogumil M.A. (Kunsthistorikerin), Dr. Suse Schmuck (Architekturhistorikerin). Foto: Penning-Lother

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