Gassigehen und die selbsternannten Sheriffs

 

Manchmal gibt es diese Tage, an denen man die Welt nicht mehr versteht. Und leider gehört dazu auch der Gassigeh-Alltag. Heute früh zum Beispiel, da lauert mir eine alte Schatulle auf – jawohl, lauert! Während mein Hund seelenruhig sein Geschäftchen erledigt, breitet sie plötzlich ihre Arme aus und ruft: „Na so was!“.

Ich habe ihr freundlich geantwortet, natürlich völlig im Rahmen der Höflichkeit: „Was willst du denn? Mach dich zurück in dei Hüttn!“

Ganz ehrlich, man sollte mich wirklich nicht ansprechen, bevor ich meinen ersten Kaffee intus habe. Aber warum denken manche Menschen, dass sie andere schulmeistern müssen, als wären sie die selbst ernannten Gassigänge-Sheriffs? Was haben sie davon?

Dabei dürften es doch eigentlich unsere Tiere sein, die sich über uns Menschen beschweren sollten. Die ganze Tierwelt könnte eine Sammelklage gegen uns einreichen: Wir stehlen ihren Lebensraum, wir betonieren ihre Wiesen, wir roden ihre Wälder, wir verseuchen ihre Bäche und Flüsse. Und was machen wir dann? Dann legen wir akribisch gepflegte Grünflächen an, auf denen bitte kein Hundehäufchen liegen und schon gar kein Kind spielen darf.

Mit welchem Recht also maßen wir uns an, über alles zu bestimmen? Und das auch noch vor dem Frühstück. Das muss man sich mal vorstellen!

Ich sag’ mal so: Vielleicht braucht die alte Schatulle einfach auch nur einen Kaffee. Wer weiß, vielleicht kommen wir dann auf einen gemeinsamen Nenner – oder sie hält einfach die Klappe, während mein Hund pinkelt. Auf die eine oder andere Weise wäre es ein Fortschritt.