Remelé ist die freie Kultur egal



SPD nennt den Entwurf des OB zum Kulturhaushalt einen Offenbarungseid

Den von Oberbürgermeister Sebastian Remelé verantworteten Entwurf für den Kulturhaushalt 2020 nennen SPD-Fraktionsvorsitzender Ralf Hofmann und SPD-Stadtrat Norbert Lenhard in einer Pressemitteilung „ein Demotivierungsprogramm für alle, die sich für unsere Stadt im Kulturbereich engagieren“. Der OB und Kulturreferent wandele „zwischen Willkür, Nichtstun und offensichtlicher Unkenntnis“.

Die Hoffnungen der freien Kulturträger wie Kulturwerkstatt Disharmonie, KulturPackt, den Chören und vielen anderen Schweinfurter Kultureinrichtungen auf eine größere Unterstützung durch die Stadt sei noch nie so groß gewesen wie in diesem Jahr, so die SPD. Der Grund: Nach zweijähriger Arbeit, Workshops und vielen Interviews mit den Akteuren der Kulturlandschaft erarbeitete eine Kulturberatungsfirma aus Münster eine Bestandsaufnahme mit guten Handlungsempfehlungen. Dieses so genannte Kulturprofil wurde von der freien Kultur als fachlich fundiert angesehen, zumal auch klar zum Ausdruck kam, dass neue Ideen endlich wieder gefördert werden und die freie Szene mehr öffentliches Geld bekommen soll.
„Leider waren die Ergebnisse offensichtlich nicht im Sinne des Kulturreferenten und Oberbürgermeisters“, schreibt nun Hofmann. Der Etatvorschlag von Remelé sei „ein Schlag ins Gesicht all derer, die ihre Freizeit, ihr Wissen und auch ihr Herzblut in die Erarbeitung dieses Kulturprofils gesteckt haben, weil sie alle auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen seit Jahren gewartet haben“.
Ein solch „reiner Copy- und Paste-Haushalt, wie er mehr oder weniger seit 20 Jahren existiert“, werde diesen Anforderungen in keiner Weise gerecht, erklärt Lenhard. Er und Hofmann hätten vielfach beantragt, dass für die freie Szene wenigstens fünf Prozent des acht Millionen Euro umfassenden städtischen Kulturhaushalts bereitgestellt werden müssten.
Die SPD fordert den Oberbürgermeister und Kulturreferenten daher auf, endlich eine aktive Rolle einzunehmen. Er hält es in der Hand, die Kulturwerkstatt Disharmonie über den Generationenwechsel zu helfen. Er könnte den vielen Ehrenamtlichen die nötige Wertschätzung entgegenbringen. Gerade die vielen aktiven Akteure der Chöre warten auf die helfende Hand des Kulturreferenten in Form von strukturellen Verbesserungen für die Kulturarbeit. Auch diese Ziele wurden im Kulturprofll klar benannt.
Wie der Entwurf für 2020 zeige, interessiert das den OB nicht. Einige Förderbeträge stammten noch aus DM-Zeiten von 2001, die 1:1 in Euro umgerechnet wurden. Hofmann und Lenhard sprechen deshalb von einer „unglaublichen Geringschätzung des kreativen Schaffens, die eine Entwicklung innovativer, nicht-kommerzieller kultureller Angebote in Schweinfurt quasi nicht möglich ist“. Es müsse deshalb auch nicht verwundern, dass junge kreative Akteure hier kaum mehr gemeinnützige Arbeit leisten wollen.
Die SPD spricht von einer Innovationsfeindlichkeit, die Museen und Theater zu Kulturverwahranstalten für eine bestimmte Elite machten. „Die für die kulturelle Vielfalt so wichtigen Kreativräume mit niedrigschwelligen Teilhabemöglichkeiten sind dagegen nicht gewünscht und werden als Privatvergnügen soziokulturell interessierter Menschen gesehen“, so Lenhard.
Für Hofmann untergräbt Remelé damit „den gesellschaftlichen Humus, auf dem Zusammenleben, Integration, Verständnis und Toleranz gedeihen“. Wer seit über einem Jahrzehnt Kulturreferent ist und keinerlei Gestaltungswillen an den Tag legt, ist fehl am Platz.

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