Würzburg Bürgersozialpreis 2014: Ausgemusterte Technik bringt 1000 Euro


„Die Engagementlandschaft in Würzburg ist vielfältig, aktiv und
attraktiv, oder auch einfach nur fantastisch“, Oberbürgermeister
Christian Schuchardt war es bei der Verleihung des Bürgersozialpreises
ein Anliegen nicht nur die zwei Preisträger des Abends herauszustellen.
Insbesondere eine Herausforderung, die derzeit die Verwaltung wie auch
die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt in Atem hält, mache dieses
fantastische Engagement besonders deutlich: das Thema „Flucht und
Asyl“. Hier könne sich Würzburg glücklich schätzen, auf ein gutes
Netzwerk in der Zivilgesellschaft zurückgreifen zu können. Schuchardt
dankte stellvertretend Stephan Rinke von Sport ohne Grenzen, Solomon
Hailu vom deutsch-afrikanische Arbeitskreis, dem Projekt „Kind=Kind“
vom Kinderschutzbund und der nicht anwesenden Eva Peteler für die
geleistete Hilfe. Mit Preisen wurden jedoch eine Institution und eine
Einzelperson bedacht, die jeweils ein anderes soziales Themenfeld
beackern

Die Findungskommission hatte im Vorfeld die schwere Arbeit aus 30
Vorschlägen die Sieger auszuwählen. Der große Applaus im Ratssaal
zeigte, dass die Jury wohl die richtigen bedacht hat. Für den Verein
Angestöpselt e.V. hielt „Noch-Sozialreferent“ Robert Scheller die
Laudatio. „In einer digitalisierten Welt bedeutet der Zugang zu Technik
und Internet Teilhabe in nie gekannter Form. Was ist aber mit Menschen
und Familien, die sich die dafür notwendige Technik schlicht nicht
leisten Können? Was ist mit denjenigen denen das Wissen über den Umgang
damit fehlt? Schnell kann aus Teilhabe Ausgrenzung werden!“ Genau hier
setzt der Verein mit 34 Mitgliedern seit drei Jahren an. Man sammelt
ausgemusterte Technik ein, macht diese funktionstüchtig und verschenkt
diese an Bedürftige. Darüber hinaus bietet der Verein Fortbildungen zum
Thema an. Die anwesenden Vorstände konnten sich nicht nur über die
vielen lobenden Worte freuen, gerne nahmen sie einen Scheck über das
Preisgeld von 1000 € entgegen. Das Preisgeld wurde vom Lions-Club
Würzburg West zur Verfügung gestellt und mit einem symbolischen
Scheck überreicht.

Ebenfalls Preisträger des Bürgersozialpreises kann sich ab jetzt der
75-jährige Horst Schraut aus Versbach nennen. Er stehe für ein
„anhaltendes, unauffälliges und uneitles Engagement“, so
Oberbürgermeister Schuchardt. Schraut trage durch seine Singstunde im
Pflegeheim Versbacher Sonnenhof zu mehr Freude und zur Steigerung der
Lebensqualität im Alltag der Senioren bei. Im Glanz in den Augen und
einen etwas aufrechteren Gang sehe er seinen einzigen Lohn für seine
wöchentliche Singstunde. Schuchardt betont, dass mit dieser Ehrung
stellvertretend auch alle im Verborgenen arbeitenden Ehrenamtlichen,
besonders diejenigen in Pflegeheimen geehrt werden sollen.

Im vollbesetzten Ratssaal wurden beide Projekten durch kurze
Einführungsfilme - ein Praxisprojekt der Hochschule für angewandte
Wissenschaften - lebendig vorgestellt. Unter den Festgästen waren nicht
nur viele Stadträte und Vertreter sozialer Einrichtungen und
Initiativen, auch viele Würzburger Unternehmer waren der Einladung
gefolgt und lauschten im Anschluss an die Preisverleihungen dem
Festvortrag von Bud A. Willim. Der gebürtige Wiener ist bei der Stadt
München für Fundraising zuständig, er pflegt den Kontakt zwischen
Unternehmen und der Stadtverwaltung. Er gab viele Tipps wie sich diese
unterschiedlichen Welten im sozialen Engagement treffen können. Wer auf
dem Nonprofit-Markt erfolgreich sein möchte - „Ja, es ist ein Markt!“
- müsse sich zuerst ehrlich die richtigen Fragen stellen. Zum Beispiel
auch die nach den jeweiligen Kernkompetenzen und genauen Zielgruppen.

Willim nannte als mahnendes Beispiel eine unsinnige Kooperation, die er
selbst miterleben durfte: „Es bringt nichts, wenn ich IT-Experten, die
sich einbringen wollen, Räume streichen lasse. Am Ende mussten da sogar
noch einmal unsere Hausmeister drüber. Sie sollten lieber ihrer
Kernkompetenz entsprechend EDV-Kurse für Senioren anbieten oder
projektbezogen beim Programmieren helfen.“ Wichtig sei zudem aus
Unternehmersicht eine klar verständliche Ansprache (ohne soziologisches
Fachvokabular) und der passende Ansprechpartner in der Verwaltung.

Weitere Tipps dieser Art konnten auch noch beim anschließenden Empfang
im Foyer ausgetauscht werden. Bei Fingerfood und alkoholfreien Cocktails
sorgte das Gitarrenorchester der Sing- und Musikschule unter Leitung von
Tobias Zerlang-Rösch für den musikalischen Ausklang.





Bild „Bürgersozialpreis8“
Soziales Engagement hat viele Facetten: Von links: Ursula Wichtermann,
Leiterin des Aktivbüros der Stadt Würzburg, das nun den
Bürgersozialpreis organisierte, Robert Scheller als
Interims-Sozialreferent, Moritz Beck und Michaela Keupp von Angestöpselt
e.V., Horst Schraut, Oberbürgermeister Christian Schuchardt, Gastredner
Bud A. Willim und Christian Holzinger (Aktivbüro) Bild: Georg
Wagenbrenner

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