Ein Schatten fällt über die Stadt. Kissingen und die Auswirkungen des Deutschen Krieges aus der Sicht von Augenzeugen – Vortrag im Rahmen des Gedenkens an den Bruderkrieg von 1866


Wie erging es den rund 2.000 Einwohnern Kissingens, als sie 1866 die preußischen Truppenverbände nach der Schlacht im Deutschen Bruderkrieg versorgen mussten? Wie erging es Ärzten, die rund 1.300 Verletzte zu behandeln hatten? Wie kam es zu den Plünderungen im Kurort? Fragen, die Walter Hamm aus der Sicht verschiedener Augenzeugen aus Originalüberlieferungen, beantwortet, am 1. September 2016, ab 19 Uhr im Museum Obere Saline.

Am Morgen des 10. Juli 1866 war die Welt in Kissingen noch in Ordnung. Der Kurbetrieb lief auf Hochtouren. Am besagten Tage änderte sich jedoch alles. Bayerische Militäreinheiten hatten in Kissingen Stellung bezogen. Die Preußen bliesen im Zuge des Mainfrankenfeldzugs zum Angriff auf die bayerischen Truppen. Die Stadt verwandelte sich in ein Schlachtfeld. Bayerische und preußische Truppenverbände lieferten sich einen erbitterten Orts- und Häuserkampf. Mittags war Kissingen bereits in preußischen Händen, gekämpft wurde bis zum Nachmittag bei Winkels und Nüdlingen sowie bei Hausen und der Oberen Saline. Der Abend offenbarte schreckliche Zahlen: über 300 Tote, rund 1300 Verwundete. Kissingen wurde vom Kurort zum Lazarett, zum Friedhof. Verwundete mussten versorgt, Tote begraben und Truppen versorgt werden.

„Ein Schatten fällt über die Stadt. Kissingen und die Auswirkungen des Deutschen Krieges.“, passender kann der Titel des Vortrags von Walter Hamm am 1. September, ab 19 Uhr im Museum Oberen Saline gar nicht sein. Denn einem Schatten gleich zog die Schlacht gen Kissingen, legte sich wie ein Unwetter über sie, zeigte ihre Nachwirkungen und verschwand im Laufe der Zeit wieder. In dieser Weise ist Walter Hamms Vortrag aufgebaut. „Ich möchte vor allen Dingen aufzeigen, wie es den Bewohnern, Kurgästen und Verletzten ergangen ist“, erklärt der pensionierte Geschichtslehrer. Dabei wird er aus vielen unterschiedlichen Augenzeugenberichten lesen.

„Es wird einen Bericht eines Arztes geben, der nicht namentlich genannt wird. Man kann allerdings nachvollziehen, wer es war. Dieser Arzt wurde in der Nacht vor dem Gefecht von den Bayern geweckt und zum Militärarzt geschickt, um eine Notfallstation einzurichten. Er schildert die Geschehnisse dieses Tages, seine Einsätze, bei welchen er auch beschossen wurde“, gibt Walter Hamm einen kleinen Vorgeschmack auf seinen Vortrag. Zudem liest er aus dem Tagebuch eines preußischen Soldaten, der im Kurtheater, welches damals noch aus Holz gebaut gewesen sei, in Stellung lag, so Walter Hamm.

Sein Interesse an der Geschichte des Deutschen Bruderkriegs liegt einerseits in seinem Geschichtsstudium, andererseits in seinem Wohnort begründet. „Wir sind schon vor Jahren nach Uettingen gezogen. Dort fand das letzte Gefecht des 1866er-Krieges statt. Dadurch wurde das Interesse an diesem Thema geweckt und hat sich über 35 Jahre hinweg entwickelt“, sagt er. In dieser Zeit habe er zudem zahlreiche zeitgenössische Zeitungsartikel, Augenzeugenberichte und Tagebücher gesammelt.

Seinen Vortrag „Ein Schatten fällt über die Stadt. Kissingen und die Auswirkungen des Deutschen Krieges.“ hält Walter Hamm am 1. September, ab 19 Uhr im Museum Obere Saline. Im Kulturquartier der Stadt Bad Kissingen ist zudem noch bis zum 10. Oktober die Sonderausstellung „10. Juli 1866: Das Gefecht bei Kissingen und die Folgen“ zu sehen. Ein Rahmenprogramm bietet noch weitere interessante Vorträge und Führungen.

Kommentare